Seite - 59 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 1

liegenden jungen Ritterschaft herbepströmte, das rei- che, holde Frauenbild zu schauen und uinsiezu werben. Das gefiel nun W i l h i l d e n über alle Ma- ßen, und ihr Frohsinn hing bald von der Unzahl ihrer Anbether ab. Sie zeichnete aber keinen aus, ohne jedoch auch nur einen zurückzusetzen oder zu vernachlässigen. "IDiescs Betragen erweckte unter den Rittern häufigen Zank und Hader, und man- cher Zwepkampf war die Folge davon. Nun trat aber der eben so schöngestaltcte als hinterlistige Herr Ad albert von Arm bürg auf, der vertraut mit allen Künsten der Verfüh- rung, in kurzer Zeit Winh i ldens Herz besieg- te, ihre Unschuld mordete und — weiter zog. Die Leichtsinnige hatte bald ihren eigenen, und den Verlust des Treulosen verschmerzt, und ein neues Wohlleben begann in der Burg. Rauschende Feste und Freudengelage wechselten mit einander ab. So lebte Winh i lde einige Zahre dahin im Tau- mel des lustigen Lebens und dachte nicht eher an eine eheliche Verbindung, als bis ihre Reize abzu- nehmen begannen. Damahls bewarb sich Mor iz vonWardau um ihre Gunst, imd sie wählte ihn zum Gatten. Nun zogen die Ritter, die noch im Schlosse geweilt hatten, des blinden Thorcn spottend, von bannen, und es ward still und leer in den Mauern einer Burg, die noch kurz vorher so bedeutungsvoll die Frxudcnburg geheißen hatte.