Seite - 60 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 1

W inHilde lebte einige Zeit sittig und haus- lich an der Seite ihres Gatten. Doch bald erwach- te ihr böser Geist; die Einförmigkeit ihrer Tage ward ihr zur Last, und sie sehnte sich in die Ver- gangenheit zurück. Allein Mo r i z wußte jeden un- ^ebcthenm Gast.abzuwehren. Winh i l de richtete ihr lüsternes Auge nun auf einen jungen Knappen ihres Eheherrn.. Ru dolf tpar ein feiner, unver- dorbener Jüngling, und die lockenden Blicke des schonen Neib.es verfehlten ihre Absicht nicht. An einem schönen Sommerabend, da eben Ritter Mor iz auf einige Tage abwesend war, ging Winh i l dc einsam hinaus in den Eichenwald, wo der Jüngling gewöhnlich zu lustwandeln pfleg- te, unh setzte sich wie in tiefen Träumen verloren, ins grüne Moos nieder. Bald sah sie ihn näher kommen, und durch die blühenden Gebüsche nach ihr, spähen. Alsbald stellte sie sich schlafend und Ru- dolf kam näher geschlichen. Von jugendlicher., heftiger Leidenschaft angetrieben, w a^gte er es-, einen Kuß auf ihre Stirne zu drücken. Aber noch ci.nmahl erwachte sein guter Engel, und ohne ihr Erwachen abzuwarten, stürzte er pfeilschnell davon. Aber Nz nhl lhe wußte genug > um ihr Be- tragen zu regeln. Bald fieM die schnöde Lust übex den Unbesonnenen, und er überließ sich sorglos den Verführung. Nur zu bald für die Strafbare erfuhr Herr Mor i z den schändlichen Bund, und