Seite - 96 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 2

— 96 — ihnen zusammen, und Bepde schienen den glückli- chen Traum der Jugend noch einmahl in ihren Kin- dern durchleben zu wollen. Ritter Bodo erfreute sich eines einzigen Soh- nes, als Stammhalter seines Geschlechts, der schon im zartesten Knabenalter die schönsten Anlagen ver- rieth, und mit dem männlich starken Sinne des Vaters alle sanfteren Tugenden der Mutter vereinte. Aus Herrn H ug o's Ehe war ihm nur eine Toch- ter geblieben, Mecht i lde, der es oft schon als Kind gelang, durch ihr lieblich einnehmendes We- sen den rauhen Sinn des Vaters zu zähmen, aus dem der herrisch gebiethende Ton des Kriegers zu Zeiten hell hervorleuchtete, und oft den Hausfrie- den zu zerstören drohete. Da nur d.ie schmale Saa le die Besitzungen bepder Ritter trennte; da selbst dieß, ihre Burgen umspülende Gewässer unter ihrer Herrschaft getheilt war, weil die Fischerep auf derselben Beyden gemein- schaftlich angehörte, schien es, als machten beydc Familien nur Eine aus. So wuchsen der junge Heinrich und Mechti lde in holder Vertrau- lichkeit neben einander auf, und hielten sich für un- zertrennlich. Daheim erlernte das Fräulein wohl im sittigen Gemache der Frauen/ die Kunst zu weben und zu spinnen, wahrend Heinr ich vom altcn Kaplan auf seiner Burg, und den Knappen seines Vaters in andern Künsten und ritterlichen Uebun-