Seite - 97 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 2

^ 9? " " gen unterrichtet wurden; immer aber vereinte die scheidende Sonne Bepde, und in kindlich unschuldi- gen Spielen, in denen Heinrich oft schon M ech- tilde seine kleineRittersbraut nannte, verging ihnen dann der Abend, während die Väterlich miteinan- der am vollen Humpen ergetzten, und sich von ihren vorigen Thaten und gemeinsam bestandenen Gefahren unterhielten. De? Plan, die Kinder einst mit einander zu vermählen, war längst im Sinne der alten Herren beschlossen, und mit Ungeduld sah vorzüglich Ritter Hugo der Zeit entgegen, wo durch die Hand der Tochter bepde Besitztümer vereint, und dadurch sei- nem Ehrgeiße neuer Spielraum gestattet werden würde. Oft fühlte er sich innerlich gekränkt, keine eigenen Stammhalter zu hinterlassen, und nur die Aussicht konnte ihn trösten, durch die Tochter einst auch die benachbarte Burg zu beherrschen; denn bey vielen ausgezeichneten Eigenschaften besaß Ritter Hugo einen sehr herrschsüchtigen Sinn, der sich, im Großen wie im Kleinen, nicht selten zum Nach- theile der Uebrigen zeigte. Unbeachtet gingen diese ehrgeizigen Absichten an Heinrich und Mechti lden vorüber. Der ersten glücklichen Kindheit entwachsen, lernten sie es immer inniger verstehen,, wie völlig sie einander angehörten; nichts wollten, nichts begehrten sie, üußer sich selbst, und ihr ganzes Glück war nur in ihrem Vepsammensepn begründet, Ruinen I I . Theil. 5