Seite - 102 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 2
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seiner Tochter binnen Monatsfrist den Schleyer zu
wählen, oder Uffo's Geinahlinn zu werden.
Heimlich war es Heinrichen gelungen, der
armen trostlosen Mechti lde Nachricht von sich zu
Zcben; er beschwor sie, ihm nur noch einmahl eine
Zusammenkunft zu gestatten, denn daß sie lieber
sterben, als von ihm lassen würde, wußte er. Eben
bereitete sich Ritter Hugozu einem Zuge gen Mei-
ßen, wo sich damahls Heinrich der Erlauchte
aufhielt; auch Mcchti lde sollte ihn in Gesellschaft
des Bischofs und seines Neffen dahin begleiten. Sie
aber, von Gram schon halb verzehrt, schützte ihre
Kränklichkeit vor, und erhielt endlich nach vielen
Bitten die Erlaubniß, daheim bleiben zu dürfen,
doch mit dem ausdrücklichen Befehl, die Burg in
seiner Abwesenheit nicht zu verlassen, und niemand
Zutritt zu ihr zu gestatten.
Frau Gert rude, gerührt über den Kummer
ihres so geliebten Pflegekindes, nahm es indeß über
sich, Heinrichen wissen zu lassen, daß eine Leuch-
te, am südlichen Thurm des Schlosses gehängt, ihm
Kunde von der Abwesenheit des Ritters geben, und
ihm zum Zeichen dienen solle, in der Nacht mit ei-
nem kleinen Fischernachen über die Saale zu se-
tzen, um seine Geliebte zu sehen.
Als der alte Ritter sich wirklich zum Abzüge
bereitete, evgoß sich eine Seligkeit in Mechti l-
d c n's Seele, die ihr alles schon bestandene Ungc-
Ruinen
oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 2
- Titel
- Ruinen
- Untertitel
- oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen
- Band
- 2
- Autor
- Gerhard Dützele von Coeckelberghe
- Verlag
- Lechner, Univ.-Buchhändler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1834
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.85 x 28.96 cm
- Seiten
- 206
- Schlagwörter
- Märchen, Legenden, Sagen
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918