Seite - 122 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 2

^ 122 mantifch dahin fließenden Werra, in deren Flu- thcn sich die friedlichen Dorfhäuser spiegeln, ru- hen epheubekränzt Hennebergs gewaltige Trüm- mev. Die Herrenburg liegt da in schauerlicher Zer- störung. Wilde Pflanzen und Dornhecken wuchern zwischen dem zerbröckelten Gemäuer; machtige Na- dclholzftämme erheben ihre Zweige an den äußeren Wanden, sie zum Theil haltend, zum Theil zerstör rend, und im dichten Epheugeranke, das sich um zerbrochene Treppen, Thürgewänder, Fensterge t^elle und Säulenschafte zieht, rauschen bunte Eidexen. Ganz besonders zieht der auf dem Schloßberge stolz emporstrebende räthsclhafte Rlesenthurm, der gegen vierzig Fuß hoch von schönen Quadersteinen aufgeführt wurde, und wahrscheinlich zu einem Ker- ker bestimmt war, die Aufmerksamkeit auf sich. Die- ser Thurm ist durchaus ohne Thür und Fenster, und wurde durch eine in derKuppe angebrachte, rundeOeff- nung erleuchtet. Da man auch nicht die geringsteSpur irgend eines Einganges findet, so läßt sich vennu- then, daß ein verschütteter, unterirdischer Weg da- hin geführt habe. Nach den Uederlieferungsn sollen in diesem Marterthurme die Verurteilten durch eine sogenannte spanische Jungfer schnell und sicher get'odtet morden fepn. Der innere Raum dieses Ge- bäudes beträgt 23, und die Dicke der Mauer unge- fähr 12 Fuß. Der vorige Herzog, Georg von Mein ingen, ließ am Fuße dieses Thurmes das