Seite - 22 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3

durch Feld und Wald, durch Gebirge, über Flüsse und Meere. Schon hatte sein Schwert der Ungläubigen Blut, schon die heilige Statte seine frommen Thrä- nen getrunken und noch immer kehrte kein Friede in seine Brust zurück. Oft war ihm der Böse in man- cherley Gestalten erschienen und hatte sein Anerbie- Hen erneuert; aber Kuno blieb standhaft und wies jeden Antrag von sich. So verstoßen einige Jahre unter blutigen Käm- pfen und grausamen Gemetzel mit den Ungläubigen, als Kuno eines Tages gefangen ward und in des Sultans Hände fiel. Er erwartete einen schmählichen Tod ; allein man warf ihn in einen finstcrn Kerker, wo er, getrennt, von feinem treuen Knappen, tief unter der Erde, schreckliche Tage der Einsamkeit ver- leben mußte. Ach wie oft seufzte er da auf seinem La- ger von Stroh nach dem lieben Vaterland, nach sei- ner lieben Hausfrau! wie oft bethete er da zu Gott ym Erlösung oder Tod! Aber noch hatte die Stunde der Vefrepung mcht geschlagen, noch sollte.er erst große Prüfungen ausstehen. Denn einst, als er noch im tiefen Jammer sein feuchtes Lager mit Thränen netzte, ward es plötzlich lichter Tag um ihn her, und vor ihm stand der Böse und sprach: Ritter Kuno, ich befrepe dich aus diesem Kerker, gebe dir des Sultans Tochter zumWcibcund eine Kro-