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svard gefangen. Hohnlächelnd ließ Bodo den Va-
ter ziehen, der Gold und Geld anboth, ihm seine
einzige Tochter zu lassen.
»Geh, mache, daß du fortkommst, alter Kauz,«
sprach der Ritter, »und danke Gott, daß ich dir's
Leben lasse!« .
Ohne Besinnung schleppte man die Dirne auf
die Burg. Grinsend stand da der Rauber vor der
Unschuld, und jauchzte über den herrlichen Fang,
wie er lange keinen gemacht hatte.
»Erwache!« rief er ihr zu, »erwache!« Mein
sie blieb besinnungslos liegen. Da wollte der Bö-
sewicht die Rose brechen; aber plötzlich krachte es
durch seine weite Burg wie Donnerschlage. Die
Erde bebte, und hinab sank in die Tiefe des Berges
das steinerne Gebäude in Schutt und Trümmern.
Das that der Zauberer. Ergrimmt hatte er
83 odo's Raub mit angesehen, und so strafte er den
Verruchten vor der Vollendung der Schandthat.
Der schuldlosen Dirne aber vergönnte er, an ge-
wissen Tagen auf Erden sichtbar herum zu wandeln,
und seitdem sieht man sie im weißen Kleide mit ei-
nem Bund Schlüssel an der Seite und einem Blu-
menstrauß m der Hand, und nennt sie die Sch lo ß-
jungfer . Sie beschenkt oder züchtigt die, mit de-
nen sie zusammentrifft, je nachdem man sich gegen
sie benimmt.
Einst hörte ein Mann aus der Umgegend von
Ruinen
oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3
- Titel
- Ruinen
- Untertitel
- oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen
- Band
- 3
- Autor
- Gerhard Dützele von Coeckelberghe
- Verlag
- Lechner, Univ.-Buchhändler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1834
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.32 x 29.0 cm
- Seiten
- 204
- Schlagwörter
- Märchen, Legenden, Sagen
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918