Seite - 71 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3

der gebissenen W a n g e * ) erfahren hatten, daß unter dieser Kapelle verfallene Gewölbe und unterirdische ig, die ehemaligen Klöster zu V r e n a und auf dem P e t e r s berge führende Gange ver- borgen waren. Sie beschlossen, diese Merkwürdigkeiten zu ent- *) Von Friedrich Christian Schlenkert (Leipzig «786. f. 3). Obgleich die Geschichte obigen Beynahmens vielfältig erzählt worden ist, so dürfte untenstehende Nachricht in diesen, der Geschichte und Sagenwelt gewidmeten Blättern nicht überflüssig seyn. Alb recht derUl i - tt r t i g e, ein Sohn des Markgrafen von Meißen, Hein- rich des Erlauchten, Landgraf von Thüringen, war seiner Gemahlinn Margaretha, des Kaisers Friedrich i l . Tochter überdrüssig geworden; denn er hatte eine ihrer Hofdamen, welche man ihrer Schön- heit wegen, gewöhnlich die schöne Kunigu i lde (oder Kunne)von E i se n b e r g nannte, außerordentlich lieb gewonnen. Diese Kunne verstand es recht wohl, den Landgrafen ganz zu beherrschen, so, daß sie ihn so- gar endlich zu dem Entschlüsse veranlaßt, seine edle Gat- tinn entweder zu verstoßen oder zu ermorden. Jedoch der Mensch, welcher jene verruchte That ausüben soll- te, entdeckte der Landgräfinn den schändlichen Ent- schluß ihres treulosen Gemahls. Die unglückliche Mar- garetha entfloh, mitHülfe ihres Hofmeisters Albert vonVargel , noch in derselben Nacht von der Wart- burg, der Residenz des Landgrafen, nach F u ld a, von hier nach F rank fu r t , wo sie nach sechs Wochen ihr gramvolles Leben endigte. Ehe sie aber die Wart- bu rg verließ, ging sie noch einmahl in das Schlaf-^ gemach ihrer geliebten Kinder, und nahm von ihnen den rührendsten Abschied. Hierbey biß sie ihren Lieb- ling, den zweyten Prinzen Friedrich, vor Schmerz und Liebein die Wange. Daher heißt er Fr iedr ich mi t der gebissenen Wange»