Seite - 88 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3

— 88 — che einst diese Burg bewohnten, ist s«it vielen Iah- ren erloschen. Im drepzehnten Jahrhunderte lebte Wolf- ram v on Ortenb erg, der viele Kinder hatte; allein sie starben alle im zarten Älter, bis auf einen Sohn, der Benf r ied hieß, und von der Natur mit schönen Gaben ausgestattet war. Der Vater erzog ihn ün ritterlichen Geiste jener Zeit, und Ben- fr ied's Jugend entfaltete sich in reichen, herrlichen Blüthen. Nachdem er das zwanzigste Jahr zurück- gelegt hatte, und wehrhaft gemacht war, führte ihn der Vater eines Tages in die Vurgkapelle, wo die Grabmähler der alten Ritter von Ortenberg mit ihren Bildnissen standen, und sagte zu dem Jüngling : Hier unter den Tobten will ich dich wei- ßen für das Leben! Werde, wie deine Vater wa- ren ! — Tu siehst hier nur ein Grab, welches keinen Nahmen hat und kein Bildniß — es enthält die Gebeine von dem Einzigen unsers Stammes, der sein Leben thatlos hinbrachte, und nichts hinterließ, als ein Paar Erben seines Nahmens und seiner Be- sitzungen. Wer die Ehre einer rühmlichen Abkunft bewahrt, wie das Gold in der Truhe, der gibt sie dem Rost Preis, und ihr Gepräge verschwindet. Der Ruhm des Vaters muß von dem Sohne neu gewon- nen werden, oder er ist ein eitles Gepränge. Darum, '-mein Sohn, zieh' jetzt in die Welt hinaus, und brauche deinen Ann, wo es gilt, und lehre zurück