Seite - 95 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3

Ihr Gesicht ist ein Rosengarten, in welchem Schlangen wohnen, entgegnete I rmen t rud . Aber was rathet ihr mir? Ueberlaßt sie dem Richter, welchem niemand entlaufen kann ! erwiederte Benf r ied . I r m e n t r u d wurde nachdenkend und fing zu weinen an. Der Ritter versuchte es, ihr Trost einzusprechen; allein sie schien wenig darauf zu ach- ten, und heftete den Blick starr zur Erde. Nach einer Weile sprang sie plötzlich auf, und rief mit glühendem Auge: War' ich ein Mann, und könnt' ein Schwert trag-en! Dann würdet ihr es gewiß nicht gegen ein Weib schwingen wollen, versetzte Benf r ied. Ihr habt Recht, antwortete sie: verzeiht mei- nem Schmerz, der mich irre macht! Dieß sagend, legte sie ganz unbefangen, als wisse sie es nicht, was sie thue, ihr schon gelocktes Haupt auf seine Schulter, fuhr aber, nach einigen Augenblicken, schnell zurück, und sagte, indem sie die Hand an die Stirne hielt: Ich vergesse ganz meiner selbst: In dem Herzen des Jünglings, war aber da- durch ungefährliches Feuer erwacht; I rmentrmd merkte es bald, und suchte es stärker anzufachen mit aller Kunst. Mehr als einmahl rief ihm sein guter Engel zu, und rieth ihm zustießen; allein sein Fuß wurzelte fest am Boden, und er war wie in einem Zauberkreise gefangen. Leicht mochte sie