Seite - 96 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3

- 96 - ihn jetzt bereden, die Nacht auf ihrer Burg zuzu- bringen, und als der Abend anbrach, da hatte sie aus Blicken und Worten ein so festes Netz um den Jüngling gewebt, daß er an kein Entrinnen mehr denken mochte. Es war jetzt Nacht geworden, und Hrment rud führte ihren Gast noch einmahl in das schwarze Zimmer, und wußte ihn dahin zu bringen, daß er die Hand auf das Evangelium leg- te, und schwur, anHilöegunden Rache zu üben. Kaum aber waren die furchtbaren Worte über seine Lippen, als ihn ein kalter Schauer überlief, und eine Nebelhülle von seinen Augen fiel. I rmen- trud's Blicken entging diese Veränderung nicht, und sie suchte durch kleine Liebkosungen den erlosche- nen Funken wieder zu erwecken. Einige Nachtigall len fingen unten im Wiesenthale zu schlagen an. Sie rufen uns zu einem Lustgang, sagte Irmen- trud vertraulich. Geht voran, Herr Ritter, bis zum Fallthor! Ich habe nur noch Einiges im Hause anzuordnen, und folge euch alsbald. Benfr ied sprang fröhlich die Wendeltreppe hinab. Unten begegnete ihm ein alter Mann. Gur, daß ihr kommt, Herr Ritter, sagte der Alte; euer Knecht wartet vor dem Thore mit den Pferden. Eilt, so schnell ihr könnt, oder ihr sepd verloren! Benfr ied forderte eine Erklärung. Denkt an euren Vater! versetzte der Alte, und laßt eurem Rothroß Flügel wachsen!