Seite - 110 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3
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Und Als, den Man gefangen bringet,
Ihm zuruft: »»Bruder schone mein,
Die Beste soll die Deine sepn!«« —
»Hinab in Lichtenbergs Verließ,
Wo Kröt und Molch dein Fleh'n erweiche!
Nicht einen Tropfen Wasser reiche
Dem Hund matt; trocknes Brot allein
Soll seines Durstes Labsal seyn !«' —
Und Wochen, Monden lebet Als.
«Treibt Satanas sein Spiel hier?" wüthet
Der Unversöhnliche, gebiethet
Ein streng Verhör: woran es fehlt,
Daß Alfen nicht der Durst entseelt?
Mit Freymuth der Gefangne spricht:
»»Hier klebt mein Brot an feuchten Steinen;
Beträufelt, labt nnch's. Dieß verneinen
Wird doch der harte Bruder nicht.
Der mir mißgönnt des Lebens Licht.«" — '
Der Unmensch wild ergrimmt: »Im Nu
Soll man mit Brelern rings umschließen
Die Mauern, daß kein Tröpfchen fließen
Auf's dürre Schimmelbrot mehr kann'. .
Verschmachte, Hund!" — Gesagt, gcchan.
So, ach 1 gelingt der Brudermord.
Doch mir sinkt, statt das Lied zu enden.
Der Griffel aus erlahmten Händen,
Mir, dem dasbretern Durst verl ieß
Der Schloßvogt jüngst, erzählend, wies. -
(Buri)
Ruinen
oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3
- Titel
- Ruinen
- Untertitel
- oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen
- Band
- 3
- Autor
- Gerhard Dützele von Coeckelberghe
- Verlag
- Lechner, Univ.-Buchhändler
- Ort
- Wien
- Datum
- 1834
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.32 x 29.0 cm
- Seiten
- 204
- Schlagwörter
- Märchen, Legenden, Sagen
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918