Seite - 136 - in Ruinen - oder Taschenbuch zur Geschichte verfallener Ritterburgen und Schlösser nebst ihren Sagen, Legenden und Mährchen, Band 3

Da bemächtigte sich endlich eine große Leere Herzens der armen Ade lhe id und das jugend- liche Weib, das mehr Gewohnheit, Pflicht und Gehorsam, als wahre innige Liebe und Neigung an den Mann gefesselt hatte, der sie einst, ein hal- bes Kind noch, an den Altar führte, sing an mit dem Gedanken vertraut zu werden, daß der Abwe- sende wohl für immer abwesend sepn könne, und daß das, was ihm einst geblüht hatte, wohl noch cin- mahl für einen Andern, der dessen Werth treuer zu bewahren und höher zu schätzen wüßte, blühen tonne. . .- _ Hat aber eininahl erst der Versucher, der in jedem Herzen wohnt, und gern die Gelegenheit cr- lauert, wo er in unbewachten Stunden Raum ge- winnen kan», den Fuß so weit gefaßt, daß das Ge- müth nicht mehr erbebt vor seiner lockenden Stim- me, so bleibt auch die Veranlassung nicht lange mehr aus, ivo er seine Herrschaft triumphirend begrün- det, und von dem Gedanken zur That, von dem Gebilde des Traumes zu dem der Wirklichkeit, ist der Schritt nicht immer so groß, daß er nicht oft sollte gethan werden. Solches geschah aber hier, und mag der, der dasteht, sich dieß zum Spiegel nehmen, daß er nicht denke, er könne nicht fallen. Denn die Bahn des Lebens ist glatt wie ein Spiegel und laust hart an steiler Höhe hin, und es bedarf oft nur eines