Seite - 13 - in Schachnovelle
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auch nicht verlangen, daß er mir den Zahn umsonst ziehen soll. Der Mann hat
ganz recht, dicke Preise zu machen; in jedem Fach sind die wirklichen
Könner auch die besten Geschäftsleute. Und was mich betrifft: je klarer ein
Geschäft, um so besser. Ich zahle lieber in Cash, als mir von einem Herrn
Czentovic Gnaden erweisen zu lassen und mich am Ende noch bei ihm
bedanken zu müssen. Schließlich habe ich in unserem Klub schon mehr an
einem Abend verloren als zweihundertfünfzig Dollar und dabei mit keinem
Weltmeister gespielt. Für ›drittklassige‹ Spieler ist es keine Schande, von
einem Czentovic umgelegt zu werden.«
Es amüsierte mich, zu bemerken, wie tief ich McConnors Selbstgefühl mit
dem einen unschuldigen Wort ›drittklassiger Spieler‹ gekränkt hat-
te. Aber da er den teuren Spaß zu bezahlen gesonnen war, hatte ich nichts
einzuwenden gegen seinen deplacierten Ehrgeiz, der mir endlich die
Bekanntschaft meines Kuriosums vermitteln sollte. Wir verständigten eiligst
die vier oder fünf Herren, die sich bisher als Schachspieler deklariert hatten,
von dem bevorstehenden Ereignis und ließen, um von durchgehenden
Passanten möglichst wenig gestört zu werden, nicht nur unseren Tisch,
sondern auch die Nachbartische für das bevorstehende Match im voraus
reservieren.
Am nächsten Tage war unsere kleine Gruppe zur vereinbarten Stunde
vollzählig erschienen. Der Mittelplatz gegenüber dem Meister blieb
selbstverständlich McConnor zugeteilt, der seine Nervosität entlud, indem er
eine schwere Zigarre nach der andern anzündete und immer wieder unruhig
auf die Uhr blickte. Aber der Weltmeister ließ - ich hatte nach den
Erzählungen meines Freundes derlei schon geahnt - gute zehn Minuten auf
sich warten, wodurch allerdings sein Erscheinen dann erhöhten Aplomb
erhielt. Er trat ruhig und gelassen auf den Tisch zu. Ohne sich vorzustellen -
›Ihr wißt, wer ich bin, und wer ihr seid, interessiert mich nicht‹, schien diese
Unhöflichkeit zu besagen -, begann er mit fachmännischer Trockenheit die
sachlichen Anordnungen. Da eine Simultanpartie hier an Bord mangels an
verfügbaren Schachbrettern unmöglich sei, schlage er vor, daß wir alle
gemeinsam gegen ihn spielen sollten. Nach jedem Zug werde er, um unsere
Beratungen nicht zu stören, sich zu einem anderen Tisch am Ende des
Raumes verfügen. Sobald wir unseren Gegenzug getan, sollten wir, da
bedauerlicherweise keine Tischglocke zur Hand sei, mit dem Löffel gegen ein
Glas klopfen. Als maximale Zugzeit schlage er zehn Minuten vor, falls wir
keine andere Einteilung wünschten. Wir pflichteten selbstverständlich wie
schüchterne Schüler jedem Vorschlage bei. Die Farbenwahl teilte Czentovic
Schwarz zu; noch im Stehen tat er den ersten Gegenzug und wandte sich dann
gleich dem von ihm vorgeschlagenen Warteplatz zu, wo er lässig hingelehnt
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Buch Schachnovelle"
Schachnovelle
- Titel
- Schachnovelle
- Autor
- Stefan Zweig
- Datum
- 1942
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 46
- Schlagwörter
- Literatur, Unterricht, Schriftsteller
- Kategorien
- Weiteres Belletristik