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48 Christa Riedl-Dorn
schon vorhandener neu ausgedacht worden sind, hat man jedem Geschlechte der
Mineralien beygefüget, um auch hierin öffent liche Rechnung von der innern Einrich-
tung dieser an Mineralien gewiss vorzüglichsten Sammlung der Welt abzulegen.“ Des
Weiteren fährt er fort: „Nach allerhöchster Verordnung ist dieser Besuch alle Diens-
tage des ganzen Jahres, wenn kein Feyertag einfällt, Vormittags von halb zehn Uhr bis
Mittag erlaubt. Fremden, Leuten vom Stande, auch Gelehrten wird die Sammlung
auch an andern Tagen vorgezeiget, wenn sie sich, wenigstens Tages zuvor melden las-
sen. Man öffnet ihnen alsdann auch ein viertes, zum Naturalienkabinete gehöriges
Zimmer mit den aus wirk
lichen Steinen bestehenden Florentiner Bildern und Tischen,
worinn auch der bekannte, aus Edelsteinen bestehende, prächtige Blumenstrauss auf-
bewahret wird.“23 Im Anhang des Werks sind die Grundrisse der drei Schauräume mit
genauen Angaben zur Anordnung und zum Inhalt der Schränke beigefügt (Abb. 3).
Personalstand der Sammlungen
Das Sammlungspersonal wurde unter Maria Theresia noch teilweise aus dem Gehei-
men Kammerzahlamt (der „Privatkasse“ der Kaiserin) bezahlt, unter Joseph II. aber
aus dem Budget des k. k. Oberstkämmereramtes. Die Besoldung für die einzelnen
Bediensteten war dabei sehr unterschiedlich: Während Ludwig von Baillou bis zu sei-
nem Tod 1802 eine Leibrente in der Höhe von 3000 Gulden im Jahr erhielt, mussten
sich Stütz mit 800 Gulden und Johann Baptist Megerle sogar nur mit 350 Gulden und
69 Gulden Quartiergeld begnügen.24
Erweiterung der Sammlungen
Bereits Maria Theresia hatte angeordnet, dass alle Bergämter Belegstücke an die Natu-
raliensammlung abliefern mussten. Es entsteht jedoch der Eindruck, dass sich erst
Joseph II. nach dem Tod seiner Mutter der tatsäch
lichen Vergrößerung der Bestände
des Naturalienkabinetts, des Botanischen Gartens und der Menagerie gewidmet habe,
wobei nun wissenschaft liche Gesichtspunkte in den Vordergrund traten. Im Jahr 1787
forderte er einen Bericht zu den Veränderungen im k. k. Naturalienkabinett seit Beginn
seines Regierungsantritts ein, in dem Born vor allem auf die erfolgten Erwerbungen
eingeht.25 Selbst nach Gründung einer eigenen Naturaliensammlung waren ungewöhn-
liche Naturalien noch in die Schatzkammer gebracht bzw. dort aufbewahrt worden,
wie zum Beispiel die als Luftsteine – „Aerolithen“ – bezeichneten Meteoriten. Erst
1778 wurden sie unter Anleitung von Born ins Naturalienkabinett überführt.
Im Zuge der josephinischen Ordens- und Klosteraufhebungen ab 1782 (Schwarz-
spanier-Kloster, Augustinerchorherrenstift St. Dorothea etc.) und der Aufhebung der
23 Stütz 1793, XIII–XVI; zit. nach Riedl-Dorn 1998, 53; dies. 2011.
24 Ausführlich bei Hassmann 2015, 321–322.
25 Wien, HHStA, OKäA, Akten Serie B, Karton 9, ohne Nr., Konvolut Nr. 41 ex 1787, undatierter
Bericht von Born an den Oberstkämmerer; vgl. Hassmann 2015, Nr. 496, 326–327.
Schöne Wissenschaften
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
- Titel
- Schöne Wissenschaften
- Untertitel
- Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
- Autor
- Nora Fischer
- Herausgeber
- Anna Mader-Kratky
- Verlag
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8642-7
- Abmessungen
- 20.9 x 29.3 cm
- Seiten
- 306
- Kategorie
- Kunst und Kultur