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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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70 Anna Maerker beeinflusste, war die zunehmende Kritik an den Reformen Josephs II., und insbeson- dere die Kritik an Volksaufklärung und Volksbelustigung. Kritik an Reformen und Volksbelustigung Die späten 1780er-Jahre wurden zu einer „Krisenzeit des Josephinismus“, in der die Reformen des Monarchen zunehmend als verfehlt und übereilt beurteilt wurden.31 So fand zum Beispiel der Schriftsteller Franz Xaver Huber in seiner satirischen Schrift Der blaue Esel. Eine Geschichte von einem gelehrten Maulthiere geschrieben starke Worte: „Seine Majestät waren ein gewaltiger Poltron. In der ersten Hitze fühlten Sie  Kraft zu Herkulischen Thaten; aber war diese verflogen, und stellten sich dem bediademten Herkules nur einköpfigte Schlangen in den Weg, so warf er seine Riesen- keule weg, und gab furchtsam und zitternd, wie ein Zwerge, alle seine großen Ent- würfe auf.“32 Parallel zu der zunehmenden Kritik an den josephinischen Reformen nahm auch die Skepsis gegenüber der Volksaufklärung zu. Insbesondere das Fortbestehen aber- gläubischer Praktiken schien zu beweisen, dass das gemeine Volk „aufklärungs- resistent“ war. So beschrieb der Zeitgenosse Hieronimus Weiskopf entsetzt die popu- lären Reaktionen der Wiener auf den Fund des unverwesten Körpers einer Nonne, die die Vernunft der Wiener infrage stellten: „Manche rissen ihr einen Zahn, oder ein Büschchen Haare aus, und trugen es als ein Heiligthum nach Hause, wo sie es unter den übrigen Reliquien sorgfältig verwahren, oder sie nähen das geraubte heilige Uiber- bleibsel in ein Amulette – und tragen es, als ein Mittel wider alles Uibel, bei sich, und ihr Glaube an Heilige und Wunderwerke [...] ist nun wieder [...] so stark, als er es nur immer sein konnte. [...] So nachtheilig als [die Zurschaustellung des Körpers] für die Vernunft war, eben so nachtheilig war sie für die guten Sitten.“33 Auch die Begeisterung der Wiener für Belustigungen aller Art wurde von Intellek- tuellen skeptisch betrachtet. Die Florentiner Wachsmodelle wurden in Wien in einem Milieu ausgestellt, in dem öffent liche Zurschaustellungen wissenschaft licher Objekte und Phänomene zum Zwecke der Unterhaltung üblich waren. So zeigen Programme und Ankündigungen von Sehenswürdigkeiten und Schaustellungen34 unter anderem „magische Experimente“ an, oder die Demonstration einer Pastete, die „mit lebenden Meerschweinchen gefüllt“ war, sowie einen Zauberkünstler, der „eine Taschenuhr in ein 16-jähriges Mädchen verwandeln“ konnte. Auch Wachsfiguren in verschiedenen Formen waren in der Stadt besonders beliebt. Eine weib liche Wachspuppe, die soge- nannte „schöne Wienerin“, demonstrierte am Stock-im-Eisen-Platz die neuesten Moden an täglich wechselnden Kleidern, die von Einheimischen und Reisenden 31 Vgl. Bodi 1995. 32 Huber 1786, Bd. 2, 230–231. 33 Weiskopf 1786, 8–12. 34 Wienbibliothek im Rathaus, Konvolut Schaustellungen und Sehenswürdigkeiten aller Art, D-64522.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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