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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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80 Nora Fischer einem besonders dazu entworfenen Plan angelegt seyn, nach welchem jeder Teil der Kunst sein besonderes Fach hätte.“11 Oder in Luigi Lanzis programmatischer Schrift zur Galerieaufstellung in den Uffizien, La Real Galleria di Firenze […] von 1782, der befindet: „Mit einem Wort, das könig liche Museum von Florenz [ist] auf das System einer gut geordneten Bibliothek reduziert [worden], wo jede Gruppe ihren eigenen Platz hat, der sich von allen anderen unterscheidet.“12 In all diesen sammlungstheore- tischen Texten bezieht sich die Gleichsetzung von Kunstsammlung und Bibliothek auf zweierlei: auf die klassifikatorische Ordnung in der Aufstellung der Kunstwerke und auf den wissenschaft lichen Gebrauch einer Kunstsammlung. Das Modell, das Mechel mit dem Bibliotheksvergleich als grundlegende Disposi- tion der Galerieordnung heranzieht, weist in seiner traditionellen Form eine Systema- tik nach aneinander gereihten und voneinander getrennten Wissensgebieten – den klassischen Fakultäten Theologie, Jurisprudenz, Mathematik, Philosophie – auf, die sich in der räum lichen Aufstellung der Bücher in der Bibliothek widerspiegelt. In der Systematik der Galerie findet das Nebeneinander der inhaltlich definierten und begrenzten Wissensbereiche der Bibliothek seine Entsprechung in der geographischen Struktur der Malerschulen, wie sie sich am Grundriss des Verzeichnisses erschließen lässt. Der Gang durch die Galerie kann gleichsam in einer Art Reiseperspektive als Parcours durch die Geographie der Malerschulen wahrgenommen werden, deren Sta- tionen, Zimmer und Gemälde, mit Schildchen bezeichnet und bestimmt waren. In der Mechel’schen Galerieaufstellung verwiesen – gleich einem Itinerar – die Nummerie- rung der einzelnen Zimmer sowie die Nummern- und Namensschildchen an den Rah- men der Gemälde, die mit jenen des Katalogs übereinstimmten, auf die Ordnung der Galerie. Das Konzept einer systematischen Anordnung der Gemälde im Raum, wo jedes Exponat einen ihm zugewiesenen, folgerichtigen Platz hat, diente nicht nur der Auffindbarkeit desselben; die sichtbar gemachte Ordnung ist darüber hinaus ein wesent licher Faktor für die Erfassung bestimmter Wissenszusammenhänge. Johann Karl Wezel fasste es 1783 pointiert zusammen: „Man ist also, wenn man darinne [in der kaiser lichen Galerie] herumgeht, in einem Lande, wo alle Wege mit Postsäulen bezeich- net sind: man verirrt sich niemals, sondern ist allenthalben wie zu Hause, weil man allenthalben Wegweise findet: man geht aus einem Lande, aus einem Jahrhundert ins andere, und darf nur die Thür oder das Schild am Gemälde ansehen, um zu erfahren, wo man ist.“13 Die Korrespondenz von Ordnungssystemen einer Kunstsammlung und einer Bib- liothek, die in den zitierten Zeilen hervorgehoben wird, legt nahe, den Blick auf die Wiener Hofbibliothek zu richten, zumal diese zur selben Zeit ebenfalls neue Wege der Ordnungsfindung beschritt: 1780 bis 1781 entstand unter der Leitung von Gottfried 11 Sulzer 1771, 416. 12 Lanzi 1782, 9: „In una parola il Real Museo di Firenze ridotto quasi al sistema delle benintese biblio- teche, ove ogni classe tiene un luogo separato e distinto da tutte le altre.“ 13 Wezel 1783, 184.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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