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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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82 Nora Fischer normierten Katalogisierungsregeln wurde versucht, die Verzeichnung frei von Zufäl- len und persön lichen Bezügen zu halten, die Bücher allgemeingültig zu beschreiben, sie vergleichbar und einem festgelegten System zuordenbar zu machen. Als erstes Rubrikwort für einen alphabetischen Katalog wurde der richtigen Verzeichnung der Autoren besondere Beachtung geschenkt: Zunächst war der Name genau in der Art und Weise abzuschreiben, wie im Buch angegeben, um erst im Anschluss, im Zuge der Herstellung einer alphabetischen Ordnung, seine verschiedenen Schreibweisen, sein Pseudonym oder seine Übersetzung in einer anderen Sprache unter einem einzigen Namen zusammenzuführen. Nach der Vereinheitlichung aller Autorennamen konnte man in Folge in relativ kurzer Zeit die Zettel zum alphabetischen Zettelkatalog sortieren. Der Josephinische Katalog war ursprünglich nur als Vorstufe weiterer Katalogisie- rungsarbeiten gedacht gewesen. Die beabsichtigten Folgeschritte, aus dem alphabeti- schen Zettelkatalog einen Bandkatalog und im Anschluss daran noch einen systemati- schen Bandkatalog nach Sachgebieten zu generieren, der wiederum die Basis für eine Neuaufstellung der Bücher in der Bibliothek hätte sein sollen, sodass Katalogordnung und räum liche Organisation aufeinander bezogen gewesen wären, kamen nie zustande. Der richtungsweisende Josephinische Katalog resultiert mithin nicht aus einer bewuss- ten Strategie, sondern verdankt sich einem Provisorium. Ein Zettelkatalog spiegelt per se nicht die klassifikatorische Gemäldeanordnung an einem konkreten Ort (Raumfolgen, Gemäldegruppen und Objektpositionen) wider, auf die sich Mechel in seinem Zitat bezieht, sondern beruht – im Gegenteil – auf der Informationserfassung via Zettel als ortsunabhängige und disponible Informations- träger. Dennoch weist der Josephinische Katalog mit seiner Praxis der Ordnungs- findung eine nicht weniger interessante Parallele zu den für die Galeriehängung ange- wandten Praktiken auf. Das Verzetteln des Bücherbestandes, also die Methode, frei zu kombinierende Blätter in eine zu bestimmende Systematik einzuordnen, verweist auf ein Verfahren, das in gewisser Weise auch für die Gemäldehängung von 1781 wirksam geworden ist. Als Kupferstecher, Sammler und Verleger hat Christian von Mechel sein kennerschaft liches Wissen von der Malerei nämlich weniger anhand originaler Gemälde, sondern mehr mittels Reproduktionsstichen nach Gemälden gebildet. Und die in Kennerkreisen präferierte und verbreitetste Art und Weise, diese Graphiken aufzubewahren, war nicht die Form der Klebebände, sondern die der Loseblattsamm- lungen.17 Lose in Kassetten oder Kapseln gesammelt, gewährten die Graphiksamm- lungen aufgrund ihrer flexiblen Handhabung nicht nur freien Spielraum für Zuwächse oder Abgänge, sondern boten auch optimale Bedingungen für vergleichende Studien der Blätter. Bereits 1699 äußerte sich Roger de Piles in L’Idée du peintre parfait dahingehend, dass Reproduktionen es vermögen würden, sich Gemälde, die sich realiter an verschie- denen, entfernten Orten befänden, ins Gedächtnis zu rufen, und imstande seien, nachdrück licher und schneller über die „Manier“ zu informieren als das Wort. Sie 17 Brakensiek 2009.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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