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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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98 Gernot Mayer Er versuchte mithilfe seiner eigenen Sammlung, die Anfänge des Kupferstichs zu ergründen.7 Die Engführung beider Themen – die Suche nach dem Ursprung der Ölmalerei und dem des Kupferstichs – zeigt Parallelen auf und macht Muster früher kunsthisto- rischer Forschungspraxis sichtbar. In beiden Fällen war die Ursprungs- zugleich eine Identitätssuche und verschränkte sich Wissenschafts- mit Nationenwerdung. Neuauf- gefundene Dokumente sowie die Relektüre bereits bekannter Quellen werfen ein neues Licht auf diese wissenschaftsgeschichtlich bedeutende Episode am Ende des 18.  Jahrhunderts und auf die Anatomie eines kunsthistorischen Fehlurteils. Der patriotische Sammler Als 1872 ein großer Teil der Graphiksammlung Durazzos versteigert wurde, erstaunte nicht bloß der beacht liche Umfang dieser Kollektion. Im Vorwort des Auktions- katalogs werden zwei weitere Charakteristika der Sammlung genannt: Die klare Ord- nung nach Schulen, die ein „möglichst vollständiges Bild der Entwicklung der Kunst von den frühesten bis auf unser Zeiten“ vermittle, und der große Bestand alter Drucke. Unter diesen sei vor allem „das unvergleich liche Cabinet der Niellen“ hervorzuheben, „welches in Betreff der Anzahl und Schönheit der Abdrücke wohl unübertroffen“ dastehe.8 Das lange Verzeichnis der Nielli beginnt im Katalog von 1872 nicht zufällig mit einem herausragenden „Unicum“9. Der historischen Ordnung der Sammlung folgend – wie hier eigens betont wird – führt Die Krönung Mariens, ein Schwefelabguss nach einer Pax-Tafel  von Maso Finiguerra, die Liste an.10 Diese Vorrangstellung resultierte gewiss nicht aus der ästhetischen Qualität des bereits 1872 „leider ziemlich beschädigt[en]“11 und heute kaum noch lesbaren Werks (Tafel  6). Auch die technische Differenz des Schwefelabgusses (ital. zolfo) zu den darauffolgenden Niello-Drucken dürfte nicht ausschlaggebend für die Reihung gewesen sein. Die Schlüsselposition an erster Stelle entsprach vielmehr dem Ruhm des Zolfo Durazzo und seiner Funktion als Prämisse und primäres Indiz innerhalb einer komplexen Beweiskette. 7 Die hier angesprochenen Aspekte waren bereits Gegenstand der Forschung: Die Prager Bildersen- dung wurde von Alice Hoppe-Harnoncourt (Hoppe-Harnoncourt 2001, 148–151, dies. 2013, 92–95) und Nora Fischer (Fischer 2013b, 63–65), Durazzos Passion für frühe Druckgraphik etwa von Roberto Santamaria (Santamaria 2012) und Susanna Canepa (Canepa 2012) untersucht. Zur Graphik- sammlung Durazzo vgl. Maffioli 1999. 8 Vgl. Vorwort von Heinrich Georg Gutekunst in VK Durazzo 1872, IV. 9 Ebenda, 279, Lot 2817. Zur Bezeichnung „Unicum“ im Katalog: Tatsächlich hat sich ein weiterer Schwefelabguss erhalten, der, einst im Besitz von Francesco Seratti, heute im British Museum (Inv.- Nr. B, 6.1) aufbewahrt wird. Der 1872 versteigerte Durazzo-Abguss gelangte hingegen in die Samm- lung von Edmond de Rothschild und befindet sich heute im Louvre (Inv.-Nr. Coll. E. Rothschild, 6 Ni/Recto). Der einzige Druck nach der Tafel  wird in der Bibliothèque nationale de France (BnF, Cabinet des estampes, inv. Ea 29 rés) verwahrt. 10 VK Durazzo 1872. Auf den folgenden 30 Seiten sind etwa 230 Objekte verzeichnet, darunter die „stampine“ (Probeabzüge nach niellierten Metallplatten), aber auch Nachstiche des 18. Jahrhunderts. 11 Ebenda.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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