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Die Bilder der Burg Karlštejn und die Erfindung(en) der Kunstgeschichte 109
offenbar nicht nur geplant, diese Bilder hier erneut zu untersuchen, sondern sie
anschließend in die kaiser liche Gemäldegalerie zu überführen. So wurde bereits im
Juni 1780 – als die Neuaufstellung „noch nicht halb fertig“ war – aus Wien berichtet,
dass man „für sie [die Galerie] noch Gemälde von einem gewissen alten Wurmser aus
Böhmen; eben daher von einem sichern Mutina“ erwarte. Mechel, so heißt es weiter,
wolle mit diesen „erweisen, daß Jan van Eyk nicht der Erfinder der Oelmahlerey seyn
könne, weil diese Meister funfzig Jahre früher, als er, mit Oel gemalt haben“.55
Die an der Wiener Akademie durchgeführte „chemische“ Analyse der Bilder – zu
deren Ablauf leider keine Details bekannt sind56 – bestätigte weitgehend Ehemants The-
55 Nachrichten von dem gegenwärtigen Zustand 1780, 58–61.
56 Ob es sich abermals um „wiping tests“ (Nadolny 2003, 40), wie zuvor schon bei Ehemant und Kast-
ner, handelte, ist unklar. Von einer zeitnahen Untersuchung in Frankfurt kennen wir nähere Details
zur Analysemethode. Damals wurden die zu untersuchenden Malereien „1) mit blosem Wasser zu
mehrmalen, 2) mit Scheidewasser, und 3) mit Vitriolöl [=Schwefelsäure] wohl eine ganze Hand breit
über ein Gewand gewaschen, ohne daß nur das mindeste sich daran verändert oder weggewaschen
hätte, es wurden statt dessen die Farben viel schöner und angenehmer […]“; vgl. Hüsgen 1782, 327.
Dass die Untersuchungen in Wien ähnlich abgelaufen sind, legt ein Brief von Nuntius Garampi vom
12. November 1780 nahe: „Fattisene gli esperimenti si è veduto che il colore resiste non solo all’aceto
ma anche all’acqua forte.“ Zit. nach Campori 1866, 239.
Abb. 6: Meister Theoderich, Hl. Augustinus, vor 1370, Kreuzkapelle der Burg Karlštejn
(Národní památkový ústav, Inv.-Nr. KA 3787)
Schöne Wissenschaften
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
- Titel
- Schöne Wissenschaften
- Untertitel
- Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
- Autor
- Nora Fischer
- Herausgeber
- Anna Mader-Kratky
- Verlag
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8642-7
- Abmessungen
- 20.9 x 29.3 cm
- Seiten
- 306
- Kategorie
- Kunst und Kultur