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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Seite - 123 -
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Die Bilder der Burg Karlštejn und die Erfindung(en) der Kunstgeschichte 123 schreibern, so gut ich mich entsinnen kann, weder des Malers Mutina, noch des Meis- ters Wurmser einige Erwähnung. Doch dieses Stillschweigens ungeachtet wage ichs quoad 7mum wenigstens einige vorläufige Nachrichten von diesen zween Malern mitzutheilen. Mutina könnte allen- falls ein Böhme seyn. Wenigstens war diese Benennung schon den alten Böhmen eigen. So führt z. B. Hajek schon aus den Zeiten des Herzogs Brzetislaw des Zweyten oder dem Ende des eilften Jahrhunderts aus der Familie der Wessowetz einen Mutina an (Kronyka Czeska v Roku 1096.) Demungeachtet kann er immer noch aus Italien abstammen; falls man sich daran erinnert, daß Mutina schon in dem Lateiner des Mittelalters die Stadt Modena bezeichne; wiewohl die Modeneser sonst die Gewohnheit hatten mutinenses sich zu nennen, wie ein gewisser Dominikaner Thomas Mutinensis, dessen das Zedlersche Universallexicon Erwähnung macht (im 22 Bande S. 1596.) Vom Wurmser weis ich zur Zeit nichts mehr, als was ich in ein Paar Diplomen, die Glaffey (loc. cit.) anführet, gefunden habe. Dieß Wenige besteht darinn, daß er ein Straßburger war, daß ihn der Kaiser selbst öffentlich Familiaris noster nennt; daß er die Mayerey (curia) in Großmorzina unweit Karlstein besessen; daß er zuerst vom Kaiser die Gnade und Freyheit erhalten auch auf den Todesfall mit seinen Sachen zu Schalten und Walten; und dieß zwar zur Aufmunterung, damit er mit mehr Fleisse die Schlös- ser, (loca et castra) die ihm werden angewiesen werden, malen soll; und sodenn wird das Jahr darauf sein Lehn- und Gerichtshof, zur Belohnung seiner Verdienste, von allen Gaben frey gemacht. Selbst mit dieser Mayerey ist er gleich anfangs von diesem Monarchen belehnt worden; wie aus dem Donationsinstrumente, das bey Gelegenheit, als der Karlsteiner Dechant P. Langhans bey St.  Georg zu Prag circa A. 1700. gestorben, ins Consistorial- archiv gekommen, erhellen, und zur Aufklärung der ganzen Sache noch mehr Licht  verbreiten wird, wenn es, wie ich mir zu schmeicheln Ursache habe, durch Vor- schub unsers Herrn Obristburggrafens, Sr Fürstl. Gnaden, zum Vorschein kommen wird. Allem Ansehen nach wäre es endlich aus dem bereits Angeführten letztlich quoad 8um auch zuverlässig zu entscheiden, wann ungefähr diese Oelgemälde gefertiget wor- den. Schon aus der Absicht, Karlstein deswegen zu bauen, um die Reichskleinodien und die Hl. Reliquien da sicher aufbewahren zu können, aus dem im Jahre 1358 voll- endeten Baue, aus den frühen Belohnungen des Nikolaus Wurmser in den Jahren 1359 und 1360., aus der Zeit, da diese fromme Kaiser den grössten Theil der Reliquien, nämlich als gedachtes Schloß gebaut worden, gesammelt, läßt sich schon auf die sechste Dekade des vierzehenden Jahrhunderts mit Zuverlässigkeit der Schluß machen. In dieser Meynung wird man aber nicht mehr bestärkt, wenn man sowohl auf die besondern Züge der Buchstaben in den Inskriptionen unter No 6. und 135., als auch auf den Ort, wo die Hl. Reliquien angebracht waren, acht giebt. Auf jene Handschrif- ten darf man nur einen Blick fallen lassen, und die Sache ist so weit entschieden, daß sie alle Merkmale, welche der schwierigste Kenner von Charaktern aus Karls Zeiten nur immer erlangen kann, besitzen. An diesen wird man bemerken, daß die meisten
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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