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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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Hans C. Hönes Winckelmann im Sammlungsraum: Armut macht Geschichte Der Reichtum der Morphologie Unter den Systematisierungs- und Ordnungsversuchen der Wissenschaft des 18. Jahr- hunderts kommt Johann Joachim Winckelmanns „System“ der Kunstgeschichte, dar- gelegt in seinem Hauptwerk, der Geschichte der Kunst des Alterthums, zweifelsohne eine herausragende Stellung zu.1 Nur wenige Bücher dieser Jahre hatten mehr Einfluss auf die Entwicklung der modernen akademischen Wissens- und Sammlungssysteme. Winckelmanns Werk war nicht nur für die modernen Disziplinen (und entsprechen- den Museen) der Kunstgeschichte und Altertumswissenschaft prägend, sondern darü- ber hinaus höchst einflussreich.2 Die Forschung der vergangenen Jahre hat wiederholt betont, dass verschiedene Naturwissenschaftler ein großes Interesse an Winckelmanns Geschichte nahmen. Besonders hervorzuheben ist dabei die Rolle des französischen Naturforschers Jean-Baptiste-Réné Robinet, der einer der ersten Übersetzer der Geschichte war. Mit dem Namen Robinet deutet sich auch an, worin für eine große Zahl von For- schern, wie bereits für Winckelmann selbst, die größte Innovation der Geschichte der Kunst des Alterthums lag. Robinet war einer der wichtigsten Protagonisten einer proto-evolutionären Naturgeschichte, die an einer Morphologie, das heißt, an einer Entwicklungsgeschichte von Organismen arbeitete.3 Dies ist in seinem Hauptwerk De la Nature evident, jedoch noch stärker (und bereits im Titel angezeigt) in Vue philoso- phique de la gradation naturelle des formes de l’être: Naturgeschichte wird hier als eine schleichende, stufenweise Entwicklung verstanden.4 Eine vergleichbare Innovation wird meistens auch Winckelmann attestiert. In sei- ner methodologischen Selbstverortung ging es Winckelmann nachweislich darum, eine Geschichte der Kunst im eigent lichen Sinn des Wortes zu schreiben – und dies heißt vor allem, die stilistische Entwicklung der künstlerischen Formen zu verfolgen. Ein solches Vorgehen, so schreibt Winckelmann in der methodologischen Vorrede zur Geschichte, sei mehr als eine „bloße Erzählung der Zeitfolge und der Veränderungen in derselben [...]“, denn „die Absicht des Verfassers ist, einen Versuch eines 1 Winckelmann 1776. 2 Vgl. Potts 1994a; Harloe 2013; Fischer 2013b, 22–89. 3 Verschiedentlich wurde der Schluss gezogen, dass erst Winckelmanns Werk Robinet anregte, die Abstufungen der scala naturae dynamischer als bisher zu betrachten (Décultot et al. 2017). Doch dies bedeutet wohl, den Einfluss des Kunsthistorikers etwas zu überschätzen. Bereits der erste Band von Robinets De la Nature (Amsterdam 1761) enthält die Hauptzüge seines späteren Denkens. 4 Robinet 1768, 3: „Quelque imperceptible que soit le progrès qu’elle fait à chaque pas, c’est-à-dire à chaque production nouvelle, à chaque variation réalisée du dessein primitif, il devient très sensible après un certain nombre de métamorphoses.“
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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