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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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152 Werner Telesko durch die Anwendung eines monolithischen Stilideals, sondern durch komplexe Mischidiome aus Spätbarock, Antikenrezeption und Realismus auszeichnet. Auf der Basis dieses Credos eines „Nationalgeschmacks“ ließ sich nicht zuletzt die seit Maria Theresia und Joseph  II. forcierte Idee eines zentralistisch verfassten Staates aus kultur- politischer Perspektive stützen. Stellvertretend sollte somit also der Künstler – wie auch der Staatsmann oder der Gelehrte – mit spezifischen Mitteln das Ansehen von Staat und Nation steigern helfen – ein Umstand, den Sonnenfels anlässlich der Preis- verleihung in der Wiener Akademie im Jahr 1771 folgendermaßen umschrieb: „Der Schutz der Monarchin, dessen Unterpfand er [der Künstler] heute erhält, seine Fähig- keit, die er der Welt auf eine so vortheilhafte Weise ankündiget, die Ehre der Akade- mie, die ihn bildet, seine Ehre, der Ruhm der Nation selbst, der auf grossen Künstlern nicht weniger gegründet ist, als auf grossen Gelehrten, grossen Staatsmännern und Helden; alles verbeut [sic!] es ihm, einst nicht vortrefflich zu seyn.“41 Jene inhalt lichen Aspekte, die Sonnenfels in der hier ausführlicher besprochenen Schrift Von dem Verdienste des Portraitmalers aus dem Jahr 1768 thematisiert hatte, ließen sich institutionell auf breiter Front am besten mittels neuer Formen im Rahmen der Kunstausbildung vermitteln. Als besonders wichtig wurde von staat licher Seite die Förderung der Kupferstichproduktion,42 und hier vor allem der Reproduktionsgra- phik, erachtet. Durch die Verbreitung von als mustergültig angesehenen Zeichnungen und Gemälden sollte der Geschmack von Künstlern und Kunsthandwerkern gleich- sam flächendeckend einer Verbesserung zugeführt werden. Zudem wurde es als öko- nomischer Gewinn angesehen, wenn nicht mehr teure ausländische Graphiken zu importieren waren, sondern diese von inländischen Künstlern für den Export bereit- gestellt werden konnten. Die Herausgeber der Realzeitung begrüßten deshalb ent- sprechende Bemühungen, vor allem die im Jahr 1766 von Jakob Schmutzer gegründete Kupferstecherakademie. Ebenso wies man darauf hin, dass die „Kommerzial-Zeich- nungsakademie“ (gegründet 1758), in der Kunsthandwerker im Zeichnungsfach unter- richtet wurden, für die Entwicklung der inländischen Produktion höchst nutzbrin- gend sei: „Dies ist kürzlich der Begriff von einer so löb lichen und nütz lichen Stiftung, die so vieles zur Vollkomnerung [sic!] der Industrie beyträget und durch fleißige Besu- chung und gehörige Anwendung noch mehrers beytragen kann. Nicht alle Länder haben sich dergleichen nütz liche Stiftungen zu erfreuen, deren wir unter der weisen Regierung unserer theuersten Monarchinn genießen können.“43 Die wohl nachhaltigste staat liche Maßnahme in diesem Bereich war die im Jahr 1772 unter Staatskanzler Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg vollzogene Vereini- gung der „K. k. Hof-Academie der Mahlerei, Bildhauerei- und Baukunst“ mit der  Kupferstecherakademie und der Erzverschneideschule zur „K. k. vereinigten 41 Von der Urbanität der Künstler. Gelesen bei der feyer lichen Austheilung der Preise in der Zeichnung und Kupferstecherakademie den 5.  März 1771; Sonnenfels 1786b, 297–324. Detailliert zu Fragen der Akademiereform: Wagner 1967, 37–55; Prange 1998; Haslinger 2008, 62–78. 42 Grundlegend: Friesen 1980. 43 Kaiserlich König liche allergnädigst privilegirte Realzeitung 1771, 27. Stück (29.  Juni 1771), 426.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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