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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Seite - 153 -
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Joseph von Sonnenfels und die Publizität der bildenden Kunst 153 Akademie der bildenden Künste“. Durch diese institutionelle Zentralisierung war die Regierung imstande, auf einen großen Teil der Kunst- und Gewerbeentwicklung ein- zuwirken und die Akademie zu einer nationalen Ausbildungsstätte mit hohen Zugriffs- möglichkeiten durch den Staat auszubauen. Um den inländischen Kunsthandel voran- zutreiben, wurden die Leser der Realzeitung – kennzeichnenderweise durch den Ver- weis auf die Blüte römisch-kaiserzeit licher Kunstförderung – auch nachdrücklich ermuntert, einheimische Kunst stärker durch Käufe zu unterstützen: „Lassen sie ihre Thaler, die Ausbeute ihrer Goldgruben, die Früchte ihrer Wirthschaftseinrichtungen, ihrer Kunstwerke unter die fleißigen Kunstarbeiter auch nur tropfenweise regnen, so wird Plutus der Gott des Reichthums der blinde, dumme, hinkende, halsstarrige Bewahrer der Schätze gerad, gescheut, seines Gesichts wiederum theilhaft werden. Er wird ehrbegierig das Vaterland zieren, und verherr lichen. […] Sint Mecaenates, non deerunt, Flacce, Marones [Wenn es Mäzene gibt, lieber Flaccus, dann fehlen auch Ver- gile nicht].“44 Sonnenfels’ Schrift Von dem Verdienste des Portraitmalers versieht den Künstler als Repräsentanten und Botschafter von Staat und Nation mit einer konkreten kultur- politischen Mission, wobei die spezifische Bedeutung dieses Traktats nur im größeren publizistischen Kontext der Zeit erkannt werden kann. Die Publikation kann als Teil einer wohlabgestimmten Strategie staat licher Stellen gesehen werden, die darauf zielt, die Künstler und die (inzwischen staat licherseits umgestalteten) Ausbildungsstätten zu funktionalisieren und allen Teilnehmern am kulturellen Reformprozess Österreichs bestimmte Rollen mit klar definierten Zielen zuzuweisen. In diesem Sinne sollte die Schrift weniger unter genuin kunsthistorischen als vielmehr stärker unter staats- und gesellschaftspolitischen Vorzeichen gelesen werden. So sehr bei Sonnenfels die Kunst im Dienst des Staates steht, so sehr befindet sich aber zugleich der Staat im Dienst der Kunst, wenn der Autor in seiner etwas später entstandenen Schrift Von der Urbanität der Künstler (Wien 1771) schreibt: „Der mild- thätige Einfluß der Künste, der Reiche und Nationen umzugestalten mächtig genug ist, muß auf ihre näheren Lieblinge desto wirksamer seyn.“45 (Abb.  3) Konsequenter- weise wird dem Künstler von Sonnenfels ein bestimmtes unverwechselbares soziales Profil zugeordnet, das er als „Urbanität“ bezeichnet: „Was daher bey anderen Ständen zwar auch anzutreffen, aber bey denselben nur zufällig ist, Artigkeit und sanfte Sitten, soll den bildenden Künsten wesentlich, soll ihr beschiedenes Eigenthum seyn: um des- willen ich mir erlaubt habe, es gleichsam mit einem eigenen Namen, die Urbanität des Künstlers zu nennen.“46 Darin sollte wohl auch ein Selbstbild des Gelehrten vermittelt werden. So sehr der Autor also utilitaristischen Gesichtspunkten im Zusammenhang mit der staat lichen Künstlerausbildung das Wort redet, so wenig darf vergessen wer- den, dass seine Schrift selbst das Ergebnis von Bemühungen eines beharr lichen Karri- eristen ist, denn das Traktat Von dem Verdienste des Portraitmalers aus dem Jahr 1768 44 Ebenda, 23. Stück (1.  Juni 1771), 371. 45 Sonnenfels 1786b, 308. 46 Ebenda, 309.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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