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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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162 Anna Mader-Kratky Geschicklich= und Würksamkeit und Verdienst, sondern auch auf so viele und man- nigfältige physikalische Beschaffenheiten der Lokalität und der Menschen, und in der Haupt=Sache auf das Geistes= und Thättigkeits=Weesen des Bau=Directeurs oder dir- rigierenden Ingenieurs selbst“ an.31 Die theoretischen Kenntnisse und praktischen Erfahrungen eines Mitarbeiters ließen sich nicht in Form einer „General=Bestimmung“ verordnen, aber es erkläre sich von selbst, dass ein heikler Auftrag einen kundigen Verantwort lichen voraussetze, worüber der jeweilige Vorgesetzte mit Weitblick zu entscheiden habe. Als grundlegende Tugenden und Fähigkeiten eines josephinischen Beamten sprechen die Ingenieurs-Directiva auch die Verschwiegenheit, Vernunft und Verlässlichkeit in der Ausübung eines Amtes genauso wie den Gehorsam gegenüber Vorgesetzten und das Vertrauen in Untergebene an.32 Die Festlegung von Normen und die Standardisierung des architektonischen Zei- chenvokabulars sind als entscheidende Schritte einer Professionalisierung des Bau- wesens zu sehen, die sich im ausgehenden 18. Jahrhundert vielerorts beobachten lassen und zu einer zunehmenden Ausdifferenzierung bzw. Spezialisierung der Werktätigen führten.33 Diese „Verwissenschaftlichung“ des Baugewerbes, die auch in einer Zunahme entsprechender Fachliteratur ihren Niederschlag fand, stand in steter Auseinanderset- zung mit den künstlerischen Aspekten architektonischen Gestaltens, die gegenüber einer strikten Normierung ins Hintertreffen zu geraten drohten. Doch das Bedürfnis nach verbind lichen Zeichnungsrichtlinien und modellhaftem, praxisnahem Anschau- ungsmaterial blieb virulent, wie es auch Matthias Fortunat Koller in der Vorrede zu seinem Handbuch Der practische Baubeamte (1800) formuliert:34 „Bey der Verfassung des gegenwärtigen Buches hatte ich keineswegs die Absicht ein Werk über die Bau- kunst, als schöne Kunst betrachtet, zu schreiben […]; sondern mein Bestreben ging allein dahin, […] ein Ganzes über die bürger liche Baukunst, den Mühlen= Wasser= Brücken= und Straßenbau mit eingeschlossen, zu liefern, welches wegen seiner Voll- ständigkeit und practischen Bewährtheit, und der Anführung aller in den kaiserl. königl. Erbstaaten in Bausachen bestehenden Verordnungen dazu dienen soll, dem Professionisten sowohl, als auch den Bauunternehmern, Wirthschaftsbeamten, und allen jenen, deren Amt eine mehr oder weniger entfernte Aufsicht über Bauführungen mit sich bringt, […] jede Art von bürger lichen Bauführungen, nebst allen übrigen Gat- tungen von Planen und voraus erforder lichen Aufnahmen der Gegenstände untadel- haft zu entwerfen, zu berechnen, zu beurtheilen und auszuführen.“35 So betont er eigens, dass seine Publikation zwar aus der Auseinandersetzung mit architekturtheo- retischen Schriften wie jenen von Vitruv, Vignola oder Claude Perrault erwachsen sei, 31 Ebenda, fol. 469v–470r. 32 Ebenda, fol. 470r–473v; zu den „neuen“ Tugenden auch Heindl 2013, 252–262. 33 Vgl. Philipp 2012, hier 121–122. 34 Bösel 1996, 23. 35 Koller 1800a, I–II. Die hier zitierte Ausgabe wurde in Wien bei Ignaz Albertis Witwe gedruckt. In den Jahren 1800–1801 erschien unter dem Titel Der praktische Baubeamte eine etwas veränderte, vierbändige Ausgabe, die J. E. Schuender bzw. Mathias Andreas Schmidt druckte.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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