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Schöne Wissenschaften - Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
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194 Andrea Seidler Herausgeber spart also nicht mit Kritik an den in Wien erscheinenden Lektürestoffen, mahnt bessere Qualität von Übersetzungen ein, ist durch die sogenannte „Strichelkunst“23 belustigt, die er als reines Seitenschinden betrachtet. „Wenn wir über die Arbeiten des Hrn. Erfassers überhaupt ein Urtheil fällen sollen, so riethen wir ihm, [...] erstens seine Muttersprache zu lernen, sodann die anderen Sprachen, aus denen er Stücke übersetzen will, ganz zu studiren, [...] zweytens zu feilen, zu verdauen, selbst zu arbeiten, [...] drittens Horazen, Aristoteln, Weissen, Lessing, Homen, die englische Schaubühne statt den magern Komödienbüchelchen zu lesen, sich zu prüfen, und seinen Beruf zu fühlen“, ermahnt er einen unbekannten Autor und Übersetzer von Theaterstücken.24 Die Wiener Lokalgrößen Joseph von Sonnenfels, Karl Mastalier, Michael Denis und der Dichterkreis aus dem Wiener Theresianum wurden häufig und lobend besprochen. Erwähnenswert ist noch der Versuch einer griechischen Sprach- lehre im dritten und vierten Band.25 Die Bibliothek ist jedoch noch kein reines Rezensionsorgan, der Inhalt ist vielfältig und die Kritik selbst zu persönlich und trägt gerne einen satirischen Unterton. Das Lob Trattner’scher Editionen gegenüber anderen Verlegern ist deutlich herauszulesen. Die ersten Sammlungen Das erste Wiener Periodikum, das den Begriff „Sammlung“ de facto im Titel trägt, ist die Sammlung nütz licher und angenehmer Gegenstände aus allen Theilen der Natur- geschichte, Arzneywissenschaft, und Haushaltungskunst von Franz Xaver Wasserberg aus dem Jahr 1772 (Abb.  5). Der Verfasser Wasserberg hatte zunächst in Wien Medizin studiert, übte den Beruf des Arztes allerdings nie aus, sondern wurde Philiater (Kor- rektor) orientalischer Drucke in der Buchdruckerei Anton Edlen von Schmids. Zudem war er Herausgeber zahlreicher natur- und medizinwissenschaft licher Handbücher, deren fremdsprachige Originale er meist selbst übersetzte. So bestand auch sein großer Verdienst darin, die einschlägigen Werke der berühmtesten Mediziner und Naturge- lehrten seiner Zeit wie Nicolaus Joseph von Jacquin, Herman Boerhaave, Joseph Jacob Plenck, Ferdinand Joseph Leber und anderer ins Deutsche übersetzt und deren Ver- breitung damit maßgeblich vorangetrieben zu haben. Wasserberg ist auch als zeitwei- liger Mitarbeiter der Wiener Realzeitung bekannt.26 Im Vorwort schreibt er, er wolle ohne viel Aufwand Schriften verbreiten, die sonst schwer zugänglich seien und die nicht jeder Interessierte sich anzuschaffen imstande sei. „Der Geschmack für periodi- sche Schriften, in welchen eine Sammlung allgemein nütz licher, und gewählter Gegen- stände dem Leser fürgelegt wird, hat sich zu unsern Zeiten also verbreitet, daß beynahe 23 „Strichelkunst“: Ein stilistisches Mittel, die Gedanken des Lesers zu unterbrechen oder das gemein- same Verständnis über eine Sache auszudrücken, war die Aneinanderreihung von Gedankenstrichen in Publikationen der Zeit. Der Autor kritisiert diese „Unsitte“ mehrfach, bezeichnet sie als Unsinn und unnötige Platzverschwendung mit dem einzigen Grund, den Umfang der Publikation zu mehren. 24 Bibliothek der österreichischen Litteratur, Bd. 1, Wien 1769, 121. 25 Ebenda, Bd. 3, Wien 1769, 288–312; ebenda, Bd. 4, Wien 1770, 26–89. 26 Vgl. auch De Luca 1778, 240.
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Schöne Wissenschaften Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Titel
Schöne Wissenschaften
Untertitel
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
Autor
Nora Fischer
Herausgeber
Anna Mader-Kratky
Verlag
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7001-8642-7
Abmessungen
20.9 x 29.3 cm
Seiten
306
Kategorie
Kunst und Kultur
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