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Martin Ferdinand Quadals Der Aktsaal der Wiener Akademie im St. Anna Gebäude 241
Zoffany ihm nicht nur als Schöpfer dieser ungezwungenen Adaption der Schule von
Athen und als Erneuerer des Conversation Piece Anregungen; auch der kosmopoli-
tische Lebensweg des gebürtigen Frankfurters, der in Italien, England und Indien
gearbeitet hatte und der in den 1770er-Jahren für seine Tätigkeit für den Wiener Hof
von Maria Theresia nobilitiert wurde, muss sich als Vorbild angeboten haben.38
Zoffany hatte noch weitere Conversation Pieces geschaffen, die die Gattung durch
ungewöhn
liche Übertragungen auf neue thematische Anwendungsbereiche belebt
haben. Im Kontext seiner zahlreichen Darstellungen von Künstlern und Kunstgelehr-
ten mag man an das (aus Sicht der Auftraggeberin Queen Charlotte zu ungezwungene)
Gruppenbild von Künstlern und Sammlern in der Tribuna in den Uffizien (1772–1777)
denken oder an sein Gemälde der Antikenschule der Royal Academy im New Somerset
38 Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass Quadal auf einer seiner Stationen quer durch Europa, so
wie Zoffany, jemals Mitglied einer Freimaurerloge geworden wäre. Gerade hinsichtlich der Frage der
sozialen Positionierung Quadals wäre es interessant, diesen Punkt noch weiter zu verfolgen. Erste
Recherchen im Österreichischen Staatsarchiv haben ergeben, dass Quadal, im Unterschied zu den
auch im Aktsaalgemälde dargestellten Künstlern Schmutzer und Zauner, kein Mitglied der Loge
„Der wahren Eintracht“ war, die allerdings zum Zeitpunkt seiner Ankunft in Wien auch bereits in
Auflösung begriffen war. Er ist auch nicht im Mitgliederverzeichnis der Londoner Old Kings Arms
Lodge genannt, bei der Zoffany (ab 1763) Mitglied war (Auskunft von Diane Clements, The Library
and Museum of Freemasonry, E-Mail-Nachricht vom 24. Oktober 2017).
Abb. 3: Johann Joseph Zoffany, The Academicians of the Royal Academy, 1771–1772 (London, Royal
Collection Trust / © Her Majesty Queen Elizabeth II 2020, Inv.-Nr. RCIN 400747)
Schöne Wissenschaften
Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
- Titel
- Schöne Wissenschaften
- Untertitel
- Sammeln, Ordnen und Präsentieren im josephinischen Wien
- Autor
- Nora Fischer
- Herausgeber
- Anna Mader-Kratky
- Verlag
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8642-7
- Abmessungen
- 20.9 x 29.3 cm
- Seiten
- 306
- Kategorie
- Kunst und Kultur