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Die Kita- und Schulschließungen in der COVID-19-Pandemie
91Steuerungsinstrumente
und Evidenzquellen im Vergleich DDS, 17. Beiheft (2021)
Arbeit nachkommen können. Daher werden wir folgende Maßnahmen setzen:
1. Alle Schulen ab der 9. Schulstufe werden ab 16.3. auf Distance Learning umstel-
len & den Präsenzbetrieb einstellen 2. Für alle Kinder bis zur 8. Schulstufe (inklusi-
ve Kindergarten) wird ab 18.3. der Betrieb umgestellt, so dass Kinder, wenn möglich,
zuhause betreut werden können“ (Twitter, @sebastiankurz, 11.03.2020).
Wie die Formulierung hier indiziert, wurden Vereinbarkeitsziele in gewissem Maße
von Beginn an integriert, da die Kinderbetreuung für systemrelevante Beschäft igte so-
wie für Eltern ohne andere Betreuungsoption zugänglich blieb. Allerdings wurde die
tat sächliche Nutzung für nicht systemrelevant Beschäft igte (z. B. Gesundheitssektor,
Blau lichtorganisationen) stark demotiviert, u. a. durch spezifi sche (von den neun
Bun des ländern jeweils erlassene) Kriterien, z. B. Betreuung ausschließlich für Eltern
ohne Home-Offi ce-Möglichkeit. Es häuft
en sich außerdem Fälle, in denen Kinder-
gärten und Schulen es ablehnten, Kinder von Eltern in nicht systemrelevanten
Berufen zu betreuen (Der Standard, 17.04.2020). Daher blieben – trotz der offi
ziell
nur partiellen Schließung – die Betreuungsquoten im März und April extrem niedrig,
nämlich lediglich 1 bis 2 Prozent (Der Standard, 08.04.2020).
Da die „erste Welle“ in Österreich relativ zügig unter Kontrolle gebracht wer-
den konnte, startete bereits im Mai eine stufenweise und zielgruppenorientier-
te Wiederöff nung der ECEC und Schulen. Sie begann am 4. Mai mit Schüler*innen
der Matura- und Abschlussklassen und Kindergärten. Fortgesetzt wurde die Wieder-
öff nung dann mit allen Schüler*innen der Volksschulen, Mittelschulen und Unter-
stufen am 18. Mai sowie allen weiteren Schüler*innen ab 15 Jahren an weiterführen-
den Schulen am 3. Juni 2020. Die Schulen öff neten in einem reduzierten Modus, d. h.,
die Kinder nahmen zunächst in einem Wechselmodell für 2 bis 3 Tage pro Woche
am Präsenzunterricht teil, um die Gruppengrößen zu reduzieren. In Kindergärten
wurden erwerbstätige Alleinerziehende, Kinder im letzten Kindergartenjahr, Kinder
mit Sprachschwierigkeiten sowie Familien mit zwei erwerbstätigen Elternteilen ziel-
gruppenorientiert priorisiert – wobei hier gradueller vorgegangen wurde als bei den
Schulen, schließlich waren ECEC nie vollständig geschlossen.
Zusammengefasst kann konstatiert werden, dass Österreich während der „ersten
Welle“ einem Ansatz mit verschiedenen integrierten Zielen folgte – starken Public-
Health-Motiven, die aber mit bildungs- und vereinbarkeitspolitischen sowie so-
zialen Inklusionszielen kombiniert wurden. Im Rahmen vergleichsweise strikter
Containment-Maßnahmen während des ersten Lockdowns wurden die Inzidenzwerte
auf ein sehr niedriges Niveau reduziert und blieben über den Sommer vorerst niedrig,
stiegen dann aber im September und Oktober signifi kant an. Vor diesem Hintergrund
ging Österreich ab dem 3. November in einen zweiten Lockdown, innerhalb des-
sen die Oberstufenklassen auf Fernlehre umgestellt wurden, jedoch zunächst – wie
auch in Deutschland – die Schließung von ECEC und Schulen für jüngere Kinder
als „letztes Mittel“ in der Pandemiebekämpfung beschrieben wurde (vgl. ORF, 2020).
Schule während der Corona-Pandemie
Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Titel
- Schule während der Corona-Pandemie
- Untertitel
- Neue Ergebnisse und Überblick über ein dynamisches Forschungsfeld
- Autor
- Detlef Fickermann
- Herausgeber
- Benjamin Edelstein
- Verlag
- Waxmann Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8309-9331-5
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 236
- Schlagwörter
- Schule, Unterricht, Covid-19, Gerechtigkeit, Bibliografie, Lehre, Pandemie, Bildung, Studien
- Kategorien
- Coronavirus
- Recht und Politik