Seite - 77 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
Bild der Seite - 77 -
Text der Seite - 77 -
77
Julius Magg wurde vom k. u. k. Divisionsgericht Wien am 7. Mai 1917 nämlich
der Subordinationsverletzung für schuldig befunden und zu zwei Monaten Pro-
fosenarrest verurteilt, nachdem er im Sommer beziehungsweise im Oktober
1916 den Maschinenreferenten der Artillerie-Zeugsfabrik in Wien, Oberst
Caminada als „Blechkragen“ bezeichnet hatte und des Weiteren angebliche
Preisabsprachen zwischen dem Oberst Camminada und den Skodawerken
über verschiedene Lieferungen publik gemacht hatte. Man einigte sich hin-
sichtlich dieses zweiten Vorwurfes auf einen Irrtum beziehungsweise ein
Missverständnis, wobei Magg zugutegehalten wurde,
daß der Angeklagte ein Mann ist, dem stets nur das Interesse des Staates und
des Dienstes vorschwebte, der sicherlich nur das Beste wollte und dem in Verfol-
gung seines Bestrebens sein unbestritten großes fachliches Wissen und hohes
Können zum Besten des Staates zu verwerten und die ihm zur Aufgabe gestellte
Arbeit in möglichster Vollkommenheit zu Ende zu führen, jede persönliche
Gehässigkeit oder kleinliche Selbstsucht ferne lag.
Weiters wurde Julius Magg zugutegehalten dass er bis zu seiner Einrückung
keinerlei militärische Ausbildung erhalten habe, was bei der Strafbemessung
ebenso einen Milderungsgrund darstellte.139 Magg wurde jedenfalls wegen der
§§ 502, 504a und 514 des Militärstrafgesetztes verurteilt.
Es wäre aber nicht das alte Österreich gewesen, wenn es nicht auch für diesen
Fall eine entsprechend praktikable Lösung gegeben hätte. Am 15. September
1917 erging vom k. u. k. Divisionsgericht Wien nämlich ein Schreiben an Julius
Magg, in dem ihm kurz und lapidar mitgeteilt wurde, seine Strafe sei ihm infolge
allerhöchster Amnestie nachgesehen worden.140
Ein militärärztliches Zeugnis, ausgestellt am 11. Dezember 1917 von Dr.
Lorand in Wien, bescheinigte Julius Magg hingegen:
Schlaflosigkeit, Abmagerung (22 kg), Kopfschmerzen, Partellareflexe hochgra-
dig gesteigert. Hochgradige Neurasthenie und Schmerzhaftigkeit über den bei-
den Schulterblättern und im linken Unterschenkel infolge von Rheumatismus.
Weiters wurde in diesem Gutachten ausgeführt:
Wann und wie die Krankheit, das Gebrechen oder die Beschädigung entstan-
den sind: Im Dienste als Ingenieur der Stahlwerksgruppe und vorher schon im
Zivilverhältnis (begonnen im Jahre 1911) durch Überarbeitung. 141
Das von Julius Magg errichtete Stahlwerk im Wiener Arsenal ging unmittelbar
vor Kriegsende im Herbst 1918 teilweise und zur vollkommenen Zufriedenheit
in Betrieb, musste aber aufgrund der Bestimmungen des Friedensvertrages
bereits im Jahr 1919 wieder stillgelegt werden. Es wurde in der Folge teilweise
demoliert und die Einrichtungen zum Teil an die Industrie weiterverkauft.142
139 ATUG, Rektoratsakte 403 ex 1917, Schreiben des k. u. k. Divisionsgerichtes vom 26. 5. 1917
und Abschrift des Urteils vom 7. 5. 1917.
140 StLA, A. Magg Familie, K. 1, H. 5, Schreiben des Divisionsgerichts Wien vom 15. 9. 1917.
141 StLA, A. Magg Familie, K. 1, H. 5, militärärztliches Zeugnis vom 11. 12. 1917.
142 StLA, A. Magg Familie, K. 1, H. 5, Lebenslauf Julius Maggs aus dem März 1930.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918