Seite - 133 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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die Platinbestände der Unterrichtsanstalten und wissenschaftlichen Institute
Österreichs für die Aufbringung dieser Menge heranzuziehen. Auch die Tech-
nische Hochschule Graz wurde nun erneut dazu aufgefordert, umgehend ein
Verzeichnis der Art und Gattung sowie des Gewichts der vorhandenen Platin-
geräte vorzulegen, und bekannt zu geben, ob die sofortige Bezahlung oder
aber eine Rückerstattung des Gegenwertes nach dem Krieg gewünscht sei.
Der Fachminister führte in diesem Zusammenhang weiters aus:
Hiebei kann ich nicht unterlassen das Rektorat darauf aufmerksam zu ma-
chen, daß dem Wunsch der Kriegsverwaltung in weitestgehendem Maße zu
entsprechen, ein gesamtstaatliches Interesse ist, und daß ich daher mich der
Erwartung hingebe, daß auch seitens der einzelnen Institutsvorstände diesem
Gesichtspunkte durch Beschränkung auf das dringendste Hochschulbedürf-
nis Rechnung getragen werden wird.
Binnen acht Tagen sei auf dieses Schreiben zu antworten.
Geantwortet wurde aus Graz binnen sechs Tagen, wobei das Rektorat
nach Wien mitteilte, dass diesmal eine mögliche Abgabemenge von 1483,25
Gramm Platin von Seiten mehrerer Institute der Grazer Technischen Hoch-
schule möglich sei.261 Tatsächlich wurde das Rektorat in der Folge am 20. Mai
1916 damit beauftragt, aus den vorhandenen Platinvorräten 0,7 Kilogramm,
also etwa 50% der angegebenen Menge, für die sofortige Ablieferung an die
Heeresverwaltung bereitzuhalten, wobei die Aufteilung der Platinmengen auf
die einzelnen Lehrkanzeln und Institute dem Rektorat überlassen wurde.262 So
wurden am 26. Mai 1916 von fünf Lehrkanzeln insgesamt 700,501 Gramm Pla-
tin zur Verfügung gestellt, wobei die Lehrkanzel für Chemie mit 411,8 Gramm
den größten Anteil beisteuerte, die Lehrkanzel für Botanik mit 9,83 Gramm
den kleinsten. Die Institutsvorstände gaben unisono an, dass sie eine Rück-
erstattung in Natura oder in Geld nach dem Ende des Krieges wünschten.263
Auch diesmal wurde das Platin von der Heeresverwaltung nicht in Anspruch
genommen, man behielt sich aber vor, später wegen einer etwaigen Freigabe
der Menge das Geeignete zu veranlassen, wie dem Rektorat am 25. August
1916 mitgeteilt wurde.264
Und noch einmal, am 30. März 1917, erging ein Erlass des Ministeriums für
Kultus und Unterricht zur Bereitstellung beziehungsweise Ablieferung von
Platinvorräten. Wieder wurden die in Frage kommenden Lehrkanzelvorstände
aufgefordert, diese bekannt zu geben, und wieder kamen diese dem Auftrag
nach, wobei sich die verfügbaren Mengen erneut reduziert hatten. Die Pro-
fessoren Friedrich Emich und Benjamin Reinitzer verweisen diesmal auf die
Unentbehrlichkeit von Schiffchen, Schalen und Tiegeln für ihre Arbeit, wobei
Emich vor allem auf die dringende Notwendigkeit derselben bei der Analyse
261 ATUG, Rektoratsakte 329 ex 1916, Schreiben vom 13. 4. und vom 19. 4. 1916.
262 ATUG, Rektoratsakte 437 ex 1916, Schreiben vom 20. 5. 1916.
263 ATUG, Rektoratsakte 444 ex 1916, Schreiben des Rektorats vom 26. 5. 1916.
264 ATUG, Rektoratsakte 741 ex 1916, Schreiben vom 25. 8. 1916.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918