Seite - 138 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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138 Bereits am 16. Juli 1915 ersuchte der Minister für Kultus und Unterricht
die Technische Hochschule in Graz um die Überlassung von „Beobach-
tungsmitteln“ an die Heeresverwaltung. Abgegeben werden sollten also
Fernrohre, soweit diese nicht absolut unentbehrlich waren. Sie waren
sorgfältig verpackt ehestens an das technische Militärkomitee in Wien VI,
Getreidemarkt 9, und zwar womöglich unter Angabe der seinerzeitigen
Anschaffungspreise, einzusenden.279
Einmal mehr war es Albert von Ettingshausen, der als erster unter den Pro-
fessoren auf diesen Auftrag reagierte, indem er mehrere Fernrohre anbot, da-
runter mehrere Ablesefernrohre für Skalenbeobachtung mit astronomischem
Okular, ein kleines Galilei´ sches Fernrohr mit Feldtasche von Waldstrein in
München, ein Fernrohr von Prokesch in Wien mit terrestrischem und astrono-
mischen Okular und schließlich
Ein großes Dollond´ sches Fernrohr, Original (London), 95 mm Objektiv Öffnung
mit terrestrischem und astronomischem Okular, auf hölzernem Statif [!] (Rohr-
länge mit dem terrestr. Okular ca. 190 cm). Das Instrument stammt - meines
Wissens - aus dem Stocke der Sammlung, welche Weiland Seine kaiserl. Hoheit
Erzherzog Johann der von ihm gegründeten Anstalt gewidmet hat.
Ettingshausen erbat vom Rektorat allerdings eine Weisung, ob eventuell
diese Fernrohre dem technischen Militärkomitee zu überlassen wären. Diese
Weisung ist nicht überliefert, wohl aber das Konzept jenes Schreibens, welches
das Rektorat am 20. Juli 1915 an das technische Militärkomitee absandte. Und
in diesem sind die drei alten, wertvollen Fernrohre nicht erwähnt.280
Ettingshausen sandte in der Folge am 29. Juli 1915 das Prokesch-Fernrohr
sowie das Galilei´ sche Fernrohr ein,281 und am 22. November desselben Jahres
teilte das technische Militärkomitee dem Rektorat mit, dass der „kriegsmä-
ßige Bedarf“ durch die gewerbemäßige Erzeugung von Beobachtungsmitteln
inzwischen vollauf gedeckt erscheine. Man sende die beiden eingesendeten
Fernrohre daher nach Graz zurück und spreche gleichzeitig im Namen des k. u.
k. Kriegsministeriums den besten Dank für die bewiesene vaterlandstreue Ge-
sinnung aus. Professor Ettingshausen übernahm daraufhin am 26. November
1915 aus den Händen des Rektors den Schlüssel zur retourgesandten Fern-
rohrkasette.282 Damit verhielt es sich an der Technischen Hochschule in Graz
nicht anders als an der Technischen Hochschule in Wien, deren abgelieferten,
veralteten und unbrauchbaren Fernrohre ebenso noch im Lauf des Jahres
1915 zurückgestellt wurden.283
Ein weiteres Ersuchen des k. u. k. Kriegsfürsorgeamtes, übermittelt durch das
Ministerium für Kultus und Unterricht, betraf am 4. November 1915 die soge-
Fernrohre und Beobachtungs-
mittel werden abgeliefert
Woll- und Kautschuk-
ablieferungen
279 ATUG, Rektoratsakte 584 ex 1915, Schreiben vom 16. 7. 1915.
280 ATUG, Rektoratsakte 605 ex 1915, Schreiben vom 19. 7. und vom 20. 7. 1915.
281 ATUG, Rektoratsakte 807 ex 1915, Schreiben Ettingshausens vom 12. 9. 1915.
282 ATUG, Rektoratsakte 1064 ex 1915, Schreiben vom 22. 11. 1915.
283 Dazu: Juliane Mikoletzky: „An der Seite der Heerführer steht der Ingenieur“. Hochschulen,
Technik und Krieg 1914-1918 am Beispiel der Technischen Hochschule in Wien. In: Wirtschaft,
Technik und das Militär 1914 - 1918. Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg. Herausgegeben
von Herbert Matis, Juliane Mikoletzky und Wolfgang Reiter (= Austria: Forschung und
Wissenschaft, Geschichte, Band 11), Wien 2014.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918