Seite - 146 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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146 Nur einige Monate später wurde das Dietrichstein´ sche Stiftungshaus erneut
als Ausweichquartier genutzt. Diesmal war es das Presbyterium der evange-
lischen Pfarrgemeinde A. u. H. B., linkes Murufer in Graz, das sich am 10. Juni
1915 beim Rektorat hochachtungsvoll dafür bedankte, dass die Zeichensäle
im Stiftungshaus sowie einige Lokalitäten im Chemischen Institut zum Schul-
unterricht für die Dauer der militärischen Einquartierung in den evangelischen
Schulen überlassen worden waren.290
Bereits während dieser ersten Phase der Raumnutzungen durch Grazer Schu-
len, genauer am 8. Jänner 1915, erreichte die Technische Hochschule auch
die Mitteilung, dass man ab dem 15. Jänner mit Militäreinquartierungen im
Hauptgebäude in der Rechbauerstraße 12 zu rechnen habe. Umgehend wurde
nun an das Ministerium für Kultus und Unterricht in Wien ein Telegramm abge-
sandt, dem zufolge diese Einquartierung die Einstellung des Unterrichtsbe-
triebes in der Ingenieur-, Hochbau- und Maschinenbauschule zur Folge haben
würde. Man ersuchte das Ministerium, dahin zu wirken, dass diese Einquar-
tierung nicht stattfinden müsse.291 Erfolg war diesem Ersuchen allerdings
keiner beschieden.
Hintergrund dieser gesamten Entwicklung war offensichtlich die Tatsache,
dass das Militär-Stationskommando Graz beim Stadtrat in Graz die Beistel-
lung von Truppenunterkünften in größerer Zahl gefordert hatte, und die Stadt
Graz über keine Objekte verfügte, die einen entsprechenden Fassungsraum
aufwiesen. Deshalb wurden nun nach dem Kriegsleistungsgesetz vom 26.
Dezember 1912 die Technische Hochschule, die k. k. Staatsrealschule in der
Keplerstraße, das k. k. erste Staatsgymnasium am Tummelplatz und die Lan-
des-Oberrealschule in der Hamerlinggasse für diese Zwecke beansprucht.
Man teilte der Technischen Hochschule am 13. Jänner 1915 aber zumindest
mit, dass die zur Unterbringung von Sammlungen und Bibliotheken unbedingt
erforderlichen Räume von der Inanspruchnahme für Truppenbequartierungen
nach dem vorerwähnten Gesetze befreit sind.292
Wie sich diese erste Einquartierung de facto vollzog, fasste Rektor Oskar
Peithner von Lichtenfels am 22. Jänner 1915 in einem Lagebericht an das Mi-
nisterium für Kultus und Unterricht zusammen. Diese Darstellung ist derma-
ßen interessant und aufschlussreich, dass sie hier zur Gänze im Originalwort-
laut wiedergegeben wird:293
Die Ereignisse und Umgestaltungen, welche an der Technischen Hochschule
im Laufe der letzten vierzehn Tage vor sich gegangen sind, veranlaßen den
unterzeichneten Rektor im Anschluße an das Protokoll der 4. Sitzung des Pro-
fessorenkollegiums vom 14. d. M. zu folgendem ausführlichem Bericht.
289 ATUG, Rektoratsakte 1530 ex 1914, Schreiben vom 7. 11. 1914 und
Rektoratsakte 216 ex 1915, Schreiben vom 18. 3. 1915.
290 ATUG, Rektoratsakte 734 ex 1915, Schreiben vom 10. 6. 1915.
291 ATUG, Rektoratsakte 23 ex 1915, Konzept vom 8. 1. 1915.
292 ATUG, Rektoratsakte 35 ex 1915, Schreiben vom 13. 1. 1915.
293 ATUG, Rektoratsakte 61 ex 1915, Schreiben vom 22. 1. 1915.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918