Seite - 174 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg

174 Laut Grazer Tagblatt handelte es sich beim Toten um den Kaufmann Felix Deutsch, der früher ein Geschäft in der Grazer Murgasse betrieben hatte und schon zuvor einmal wegen seines Geisteszustandes auf der Beobachtunsgs- station gewesen war.298 Am 16. August 1915 berichtete das Grazer Tagblatt schließlich über einen töd- lichen Zwischenfall, der sich in der Nacht vom 13. auf den 14. August ereignete: Selbstmord eines Soldaten. In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde im Hofe der Technischen Hochschule die Leiche eines Soldaten gefunden. Da an dem Toten eine Kopfwunde wahrgenommen wurde und auch das Genick ge- brochen sein soll, ist anzunehmen, daß der Soldat aus dem zweiten Stockwer- ke in den Hof stürzte. Die Leiche wurde in das forensische Institut gebracht. Die bisherigen Erhebungen lassen den Schluß zu, daß der Soldat sich aus Le- bensüberdruß in den Hof gestürzt hat.299 Man fand also in jedem der drei Fälle zumindest offiziell eine Ursache für den Selbstmord, der nicht im Zusammenhang mit dem Militärdienst und dem tatsächlich und sicher herannahenden Einsatz an der Front stand. Die Selbst- morde von Soldaten häuften sich in Graz im Übrigen ab dem Jahr 1915 den Zeitungsberichten zufolge immer stärker, wobei oft ein Sprung in die Mur als Todesart gewählt wurde. Untersuchungen zu diesem Phänomen stehen in der steirischen Geschichtsforschung bislang aus. Abb.: Soldaten der 3. Kompanie des Grazer Hausregiments, des Infanterieregiments Nr. 27, König der Belgier, posierten im Juni 1915 vor dem Gebäude der Technischen Hochschule für dieses Foto (Volker Pachauer). 298 Grazer Tagblatt, Nr. 205/1915, 25. 7., S. 3. 299 Grazer Tagblatt, Nr. 227/1915, 16. 8., S. 4.