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190 Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 brachte sofortige Ein-
schränkungen in der Infrastruktur der Hochschule mit sich, die sich auf den
finanziellen Bereich ebenso bezogen, wie bald darauf auf den Mangel an Haus-
personal, an Verbrauchsgütern, und ab dem Jänner 1915 auch auf den Bereich
der Beleuchtung und Beheizung. Insbesondere die ausreichende Kohlenver-
sorgung der Hochschule entwickelte sich ab dem Kriegswinter 1916/1917
zum wirklich Problem.
Der erste Hochschulangehörige, der die Folgen der finanziellen Einschränkun-
gen durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu spüren bekam, war Profes-
sor Friedrich Emich. Der hatte eigentlich am 12. Juli 1914 beim Ministerium für
Kultus und Unterricht um eine Reisesubvention von 800 Kronen angesucht, da
er hinsichtlich des geplanten Neubaus in der Brockmanngasse mehrere grö-
ßere chemische Institute in Deutschland und eventuell auch in der Schweiz
begutachten wollte, wobei er nicht nur an die chemischen Laboratorien der
Hochschulen dachte, sondern auch an jene von ausgewählten Industrieunter-
nehmen. Emich wollte diesen Reisemarathon binnen dreier Wochen erledigen
und dann gleich im September 1914 an der Versammlung Deutscher Natur-
forscher und Ärzte in Hannover teilnehmen. Das Ministerium für Kultus und
Unterricht antwortete auf dieses Gesuch am 12. August nur kurz:
Dem Ansuchen des ordentlichen Professors Friedrich Emich um Bewilligung ei-
ner Reisesubvention behufs Vornahme einer Studienreise nach Deutschland
kann angesichts der gegenwärtigen allgemeinen Lage keine Folge gegeben
werden.322
Bereits am 31. Juli 1914 publizierte das Ministerium für Kultus und Unter-
richt ein erstes Rundschreiben an alle Hochschulen, in dem in Hinblick auf die
außerordentlichen Anforderungen an die Staatsfinanzen für die Reichsvertei-
digung … die weitestgehende Sparsamkeit und Zurückhaltung bei Ausgaben
als die selbstverständliche Pflicht aller staatlichen Behörden, Aemter, Insti-
tuten und Anstalten gefordert wurde. Demnach waren alle Investitionen, die
nicht zu den unumgänglichen Erfordernissen des täglichen Dienstbetriebes
gehörten, grundsätzlich auf Kriegsdauer zurückzustellen. Bereits begonnene
Arbeiten, Anschaffungen und Herstellungsarbeiten aus staatlichen Mitteln
waren nur im tunlichst eingeschränkten Umfang fortzuführen oder gar gänz-
lich einzustellen. Für Arbeitskräfte, die zum Militärdienst einberufen worden
waren, durften, soweit als möglich, keine Ersatzkräfte mehr aufgenommen
werden, Beförderungen waren zu vermeiden, Reisekosten waren rigoros ein-
zusparen und besondere Remunerationen durften nur noch nach vorheriger
Bewilligung durch das Ministerium gewährt werden.323
Einschränkungen in
der Infrastruktur
Erste Einschränkungen
mit Kriegsausbruch
Finanzielle
Einschränkungen
322 ATUG, Rektoratsakte 1177 ex 1914, Schreiben vom 12. 8. 1918.
323 ATUG, Rektoratsakte 1353 ex 1914, Schreiben des Ministeriums für
Kultus und Unterricht vom 31. 7. 1914.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918