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werde, zumal die kalte Jahreszeit in Bälde hereinbrechen werde.349 Die Statt-
halterei in Graz war allerdings, wie aus einem Schreiben derselben vom 11.
September hervorgeht, nicht der „Schuldige“ an dieser Misere. Nicht reagiert
und gehandelt hatten bisher die Ministerien in Wien.350
Am 19. September 1917 erging ein allgemeines Schreiben des Ministeriums
an alle Universitäten und Hochschulen, in denen Anordnungen für weitere
Maßnahmen zur Einsparung von Brennstoffen festgelegt wurden. Unter an-
derem wurde darin vermerkt:
Zu diesem Behufe und zur Sicherung der nötigen Unterrichtszeit wird das Rek-
torat (Dekanat) ersucht, auf das Nachdrücklichste darauf Einfluß zu nehmen,
daß die Vorträge nicht in der bisher üblichen Weise erst nach Ablauf der (al-
lenfalls noch erweiterten) Inskriptionsfrist, sondern zuverlässig schon in den
ersten Tagen des Oktobers tatsächlich beginnen und bei Einhaltung der vorge-
schriebenen Ferialtage ununterbrochen fortgesetzt werden.
Stiegenhäuser, Festsäle und nicht regelmäßig benutzte Räume durften
nicht beheizt werden, Sammlungsräume fielen ebenso unter diese Anord-
nung. Ausserdem wurden die Verteilung der „auszuwerfenden Brennstoff-
kontingente“ und die Bestimmung der Abgabestellen den politischen Lan-
desbehörden übertragen, und zwar auch hinsichtlich der Hochschulen und
staatlichen Unterrichtsanstalten. Das Rektorat der Technischen Hochschule
wurde allerdings gleichzeitig ermächtigt, die Weihnachtsferien bereits am 15.
Dezember 1917 beginnen zu lassen und diese, wenn es nach dem Stande der
Kohlenversorgung nötig oder angezeigt sein wird, bis zum 21. und nach Um-
ständen bis zum 28. Jänner 1918 auszudehnen.
Während der Ferien waren dann nur noch die allgemeinen Lesesäle der Bi-
bliotheken, Amts- und Prüfungsräume und einzelne unbedingt benötigte Ar-
beitsräume unter Einschränkung auf das Notwendigste zu beheizen.351
Das Rektorat antwortete dem Ministerium daraufhin am 27. September
1917, dass das Professorenkollegium die Anordnungen vom 19. September
als sehr wünschenswert erkannt habe. Hinsichtlich des früheren Beginns der
Vorlesungen sehe man allerdings Probleme, die sich aus den Fakten ergaben,
dass der größte Teil der Hörer außerhalb der Stadt Graz und der Steiermark
wohnten und man diese daher mindestens ein Monat vor dem tatschlichen
Studienbeginn verständigen hätte müssen. Als Grund führte das Professoren-
kollegium in einer Besprechung am 27. September aus: Auch sind Wohnungs-
schwierigkeiten zu überwinden, weil erfahrungsgemäß der größte Teil der
Hörer sonst Mitte Oktober nach Graz übersiedelt. Im Jahre 1916/17 sind bis
7. Oktober 17 Hörer, bis 15. Oktober 57 Hörer, ab 16. Oktober weitere 22 Hö-
rer inskribiert worden. Ein Beginn der Vorlesungen mit einer größeren Anzahl
349 ATUG, Rektoratsakte 767 ex 1917, Schreiben des Rektorats vom 31. 8. 1917.
350 ATUG, Rektoratsakte 975 ex 1917, Schreiben der Statthalterei vom 11. 9. 1917.
351 ATUG, Rektoratsakte 825 ex 1917, Schreiben des Ministeriums für Kultus
und Unterricht vom 19. 9. 1917.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918