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202 Doch all dies nützte gar nichts, solange die benötigten Kohle einfach nicht
vorhanden war, und so fühlte sich die Statthalterei am 19. Oktober 1917 neu-
erlich dazu veranlasst, das Ministerium für öffentliche Arbeiten in Wien in die
Pflicht zu nehmen, indem sie diesem mitteilte, dass die Kohlenkontingentie-
rung für die Technische Hochschule noch immer nicht erfolgt sei, und dass die
Aufrechterhaltung des Heizbetriebes nicht möglich sei, wenn der Kohlenzu-
schub nicht noch im Oktober erfolge.357
Tatsächlich hatte das Ministerium für Kultus und Unterricht bereits am 16.
Oktober 1917 mitgeteilt, dass die Festsetzung der Kontingente voraussicht-
lich noch in der ersten Hälfte des Oktober erfolgen werden [!], mit der Anliefe-
rung aber erst ab Mitte November begonnen werden könne.358
Parallel dazu teilte die vom Rektorat am 19. Oktober kontaktierte Kohlen-
großhandlung C. Dittler in Graz mit, dass man alles aufbieten werde, um die
Belieferung der k. k. Technischen Hochschule wunschgemäß durchführen zu
können.359
So einfach war der Sachverhalt aber dennoch nicht gelagert, wie in k.k.nien
nicht anders zu erwarten, denn laut Zuschrift der Kriegsfilialwagendirigierung
Laibach vom 25. Oktober 1917 musste ein entsprechendes Ansuchen um „be-
vorzugte Kohlenwagenbeistellung“ doch an das Ministerium für öffentliche Ar-
beiten gerichtet werden, wobei man die Begründung der Dringlichkeit und die
Angaben der Kohlenmenge und der Zeit, in welcher die Lieferung erfolgen soll-
te, anzugeben hatte. Diese Daten mussten natürlich mit der vertragsgemäßen
Bestellung bei der in Betracht kommenden Kohlengesellschaft übereinstim-
men. Das Ministerium verpflichte dann im Falle einer positiven Entscheidung
die betreffende Gesellschaft zur Lieferung und veranlasse im Wege über die k.
u. k. Zentraltransportleitung die bevorzugte Wagenbeistellung durch die k. u.
k. Feldtransportleitung beziehungsweise Kriegsfilialwagendirigierung.360
Da aus den steirischen Kohlebergbauen offensichtlich kein Brennstoff für
die Technische Hochschule in Graz zu erhalten war, hatte das Rektorat inzwi-
schen auch mit dem Kohlebergwerk Kalkgruben im Burgenland Kontakt auf-
genommen und gleichzeitig den persönlichen Kontakt zu Arbeitsminister Emil
von Homann, einem gebürtigen Steirer mit Nahebeziehung zur Technischen
Hochschule, gesucht. Der hatte zwar am 26. Oktober 1917 persönlich die Zu-
sage gemacht, dass das Werk Kalkgruben die Kohlenlieferung für die Techni-
sche Hochschule in Graz leisten werde, doch bis 2. November hatte das Werk
noch immer keinen öffentlichen Auftrag zur Lieferung erhalten. Rektor Drobny
teilte Minister Homann daraufhin telegrafisch mit, dass er dringendst die so-
fortige Erteilung des entsprechenden Auftrages zur Lieferung von monatlich
15 Waggons Kohle erbitte, da die Technische Hochschule sonst am kommen-
den Montag unweigerlich gesperrt werden müsse.361
357 ATUG, Rektoratsakte 984 ex 1917, Schreiben der Statthalterei vom 19. 10. 1917.
358 ATUG, Rektoratsakte 997 ex 1917, Schreiben vom 16. 10. 1917.
359 ATUG, Rektoratsakte 1002 ex 1917, Schreiben vom 22. 10. 1917.
360 ATUG, Rektoratsakte 1030 ex 1917, Schreiben vom 25. 10. 1917.
361 ATUG, Rektoratsakte 1046 ex 1917, Telegramm vom 2. 11. 1917.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918