Seite - 228 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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228 Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Versorgungslage mit Lebensmitteln im
Land bereits dermaßen verschlechtert, dass der Bevölkerung in den Städten,
sofern sie zu den Normalverbrauchern zählte, pro Tag gerade noch 1.000 Ka-
lorien zur Verfügung standen, soweit diese über den Handel überhaupt noch
zu erhalten waren.400
Gegen Jahresende 1917 wurde die steiermärkische Statthalterei durch
das Amt für Volksernährung aufgefordert, eine Landes-Wirtschaftsstelle ein-
zurichten, die von diesem Amt die staatlich bewirtschafteten Lebensmittel
erhalten und diese an alle in Graz und der Steiermark bediensteten Zivilan-
gestellten des Staates in gleicher Weise verteilen sollte. Die Statthalterei
lud daraufhin am 22. Dezember 1917 zu einer Besprechung, in der ein sieben-
gliedriger Hauptausschuss gewählt wurde. Dabei waren die drei Hochschulen
des Landes durch eine Person, Hofrat Rudolf Klemensiewicz vom Institut für
allgemeine und experimentelle Pathologie der Karl-Franzens-Universität, im
Studienjahr 1915/1916 auch deren Rektor, vertreten.
Im Jänner 1918 ging die Statthalterei neuerlich an die Erfassung der für die
Lebensmittelverteilung in Frage kommenden Angestellten, wobei mitgeteilt
wurde, dass sich am Betrieb der bereits bestehenden Nahrungsmittelstellen
nichts ändern würde. Weiters wurde allerdings mitgeteilt: es erscheint nur
dem Wunsche der Regierung entsprechend, daß die staatlich bewirtschafte-
ten Lebensmittel (insbesondere Mehl, Zucker u.s.w.) in gleicher Weise zur Ver-
teilung gelangen, wofür die neu errichtete L. W. St. als kaufmännisches Organ
den Beamtenwirtschaftsverband in Graz gewonnen hat.
Hofrat Klemensiewicz verlieh im Übrigen bereits im Jänner 1918 seiner
Hoffnung Ausdruck, dass die Errichtung dieser Stelle wenigstens in Bezug auf
die erhältlichen Lebensmittel eine Verbesserung darstellen werde. Durch den
Beamtenwirtschaftsverband dürften sich sogar die Preise der Lebensmittel
eher vermindern, meinte er.401
Mitte Juli 1918 ersuchte die Statthalterei das Rektorat neuerlich um die Be-
kanntgabe der Zahl jener Zivilstaatsbediensteten und Pensionisten, die über
das k. k. Amt für Volksernährung mit Lebensmitteln versorgt werden sollten.
Das Rektorat gab daraufhin 25 Professoren, 22 Konstrukteure und Assisten-
ten, sechs Beamte und Beamtinnen, zwei Unterbeamte 15 Diener und zwölf
Aushilfsdiener, insgesamt 79 Personen an. Dazu kamen noch sieben Pensio-
nisten und 14 Witwen von Professoren, Beamten und Dienern.402 Die enorme
Erhöhung dieser Zahl an versorgungswürdigen Personen verdeutlicht einmal
mehr, wie sehr sich die Versorgungslage für die gesamte Bevölkerung inzwi-
schen zugespitzt hatte.
400 Martin MOLL: Die Steiermark im Ersten Weltkrieg. Der Kampf im Hinterland ums Überleben
1914 - 1918 (= Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark Band 43),
Graz 1914, S. 83.
401 ATUG, Rektoratsakte 39 ex 1918, Schreiben vom 11. 1. 1918.
402 ATUG, Rektoratsakte 1051 ex 1918, Schreiben der Statthalterei vom 17. 7. 1918 und
des Rektorats vom 21. 7. 1918.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918