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Peithner bestand auch auf einer Klärung der Sitzordnung noch vor dem 10.
September 1914, an dem traditionell der Trauergottesdienst für die verstor-
bene Kaiserin Elisabeth stattfände. Und Peitner schloss seine „Accusatio“ mit
den Worten:
Sollte diese Angelegenheit nicht in einer der Würde der Technischen Hoch-
schule genügenden Weise geregelt werden, so würde ich mich zur Erklärung
genötigt sehen, daß dann in Hinkunft eine officielle Teilnahme der Technischen
Hochschule an den Feierlichkeiten in der Domkirche nicht mehr stattfinden
könnte.436
Die Angelegenheit wurde offensichtlich geregelt, auch wenn sich im Archiv
der TU Graz darüber kein Schriftstück erhalten hat. Tatsächlich nahmen aber
der neue Rektor Adolf Klingatsch und der Dekan der Bauingenieurschule am
18. August 1916 an der kirchlichen Feier des Allerhöchsten Geburtstagsfestes
Seiner k. und k. Apostolischen Majestät unseres allergnädigsten Kaisers Franz
Joseph I. in der Grazer Domkirche teil,437 diesmal offensichtlich ohne peinlichen
Zwischenfall. Einer Einladung zum zeitgleich angesetzten Festgottesdienst in
der Grazer evangelischen Hauptkirche am Kaiser-Josef-Platz konnte man da-
her nicht Folge leisten.438
Tatsächlich kam es auch noch im dritten Kriegsjahr erneut zu „kakanischen“
Befindlichkeiten“, die sich diesmal an der Sitzordnung beim Hochamt anläss-
lich des Geburtstagfestes der Kaiserin Zita am 9. Mai 1917 entzündeten. In
diesem Fall waren aber nicht Vertreter der Technischen Hochschule von der
mangelnden Vorbereitung einer Sitzordnung betroffen, sondern das k. k. Re-
vierbergamt Graz, das bei der Statthalterei um Bekanntgabe des Sitzplat-
zes für den Vertreter dieses Amtes ersuchte, da dieser bei früheren Anläsen
Schwierigkeiten hatte, in der Kirche unterzukommen. Man beanspruche einen
dem Rang des Revierbergamtes als selbständige Staatsbehörde entspre-
chenden Kirchenplatz, wurde der Statthalterei mitgeteilt.439
Der Tod Kaiser Franz Josephs im November 1916 hatte zunächst zur Folge,
dass die Vorlesungen an der Technischen Hochschule bis einschließlich des Ta-
ges seiner Beisetzung ausfielen. Das Professorenkollegium wurde natürlich zu
einer eigenen Trauerkundgebung am 23. November, 11 Uhr vormittags, einge-
laden.440 Das Grazer Tagblatt berichtete tags darauf über diese Trauersitzung
und druckte einen Auszug aus der Rede des Rektors Fritz Postuvanschitz ab.
In dieser teilte er den vollzählig anwesenden Professoren unter anderem, auch
in Hinblick auf die besonderen Grazer Verhältnisse mit:
436 ATUG, Rektoratsakte 726 ex 1915, Schreiben Rektor Peithners vom 21. 8. 1915.
437 ATUG, Rektoratsakte 7704 ex 1916, Schreiben des Statthalterei-Präsidiums vom 12. 8. 1916
und Notiz des Rektors vom 18. 8. 1916.
438 ATUG, Rektoratsakte 705 ex 1916, Schreiben vom 18. 8. 1916.
439 Peter WIESFLECKER: „…soviel Volk wie noch nie…“ Kaiserfeier im Ersten Weltkrieg als „Ort“
der Propaganda. In: Ihr lebt in einer großen Zeit, …“. Propaganda und Wirklichkeit im Ersten
Weltkrieg (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives Band 38),
herausgegeben vom Josef Riegler, Graz 2014, S. 81.
440 ATUG, Rektoratsakte 1078 ex 1916, Schreiben vom 22. 11. 1916.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918