Seite - 250 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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250 Fernab des Kampfgeschehens und Frontalltages wurde die kaiserliche Familie
natürlich auch weiterhin so präsentiert, dass es einerseits der dynastischen
Propaganda zugutekam, andererseits auch dem Selbstverständnis des neuen
Kaisers als Ehemann und Familienvater entsprach. Daher spiegelte sich in den of-
fiziellen Feierlichkeiten ab dem Jahr 1917 auch die Wertschätzung Karls für seine
Gemahlin Zita wider, die ja auch seine wichtigste und engste Ratgeberin war.448
Ab dem Jahr 1917 wurden daher ganz natürlich auch die Namens- und Ge-
burtstagsfeste der neuen Majestäten feierlich begangen, und so erhielt das
Rektorat bereits am 24. April 1917 eine Einladung zur kirchlichen Feier des Na-
menstages und des Geburtstages der neuen Kaiserin Zita am 27. April und
am 9. Mai, die jeweils mit einem offiziellen Hochamt mit Te Deum um 10 Uhr
vormittags in der Grazer Domkirche begangen wurden.449 Am 26. April erfolgte
durch das Statthalterei-Präsidium dann noch telefonisch die Mitteilung, dass
laut Order des Ministers des Inneren natürlich auch weiterhin bei allerhöchs-
ten Namens- und Geburtstagsfesten eine allgemeine Beflaggung stattfinden
müsse, welche sich in der übliche Weise auch auf die staatlichen beziehungs-
weise von der Staatsverwaltung benützten Gebäude erstreckt. Dieser Mit-
teilung trug man am Namens- und Geburtstagsfest der Kaiserin auch an der
Technischen Hochschule Rechnung.450
Ebenso eingeladen wurde das Rektorat am 9. August 1917 auch zum feier-
lichen Hochamt anlässlich des Geburtstages des Kaisers Karl I. am 17. August,
sowie am 21. Oktober zum Hochamt anlässlich des Namenstages des Kaisers
am 4. November.451
Nur wenige Tage später, am 14. November 1917, wurde aus Anlaß der glück-
lichen Errettung Seiner k. u. k. Apostolischen Majestät Kaiser Karl I. aus Lebens-
gefahr neuerlich ein feierlicher Dankgottesdienst mit Te Deum in der Grazer
Domkirche angehalten. Der Kaiser war nämlich am 10. November im Torrente,
einem Nebenfluss des Isonzo, mit seinem Auto stecken geblieben. Der Motor
versagte, und dem Leibjäger Reisenbichler sowie dem Wachtmeister Tomek
von der Leibgarden-Infanteriekompanie des Kaisers gelang es, im Verein mit
Prinz Felix von Parma, den Verunglückten in letzter Minute zu retten, nachdem
die Steine einer Wehr unter den dreien weggebrochen und alle drei von den
Wassermassen des hochgehenden Flusses mitgerissen worden waren.452
Das Professorenkollegium der Technischen Hochschule hatte aus Anlass
dieses Ereignisses bereits am 12. November die Kabinettskanzlei des Kai-
sers telegrafisch ersucht, diesem anlässlich Allerhöchstseiner Errettung aus
ernster Lebensgefahr die ehrfurchtsvollsten Glückwünsche der Technischen
Hochschule Graz huldvollst entgegenzubringen, und gab seinen freudigsten
448 Peter WIESFLECKER: „…soviel Volk wie noch nie…“ Kaiserfeier im Ersten Weltkrieg als „Ort“
der Propaganda. In: Ihr lebt in einer großen Zeit, …“. Propaganda und Wirklichkeit im Ersten
Weltkrieg (= Veröffentlichungen des Steuermärkischen Landesarchives Band 38),
herausgegeben vom Josef Riegler, Graz 2014, S. 80.
449 ATUG, Rektoratsakte 321 ex 1917, Schreiben des Statthalterei-Präsidiums vom 24. 4. 1917.
450 ATUG, Rektoratsakte 359 ex 1917, Schreiben des Statthalterei-Präsidiums vom 3. 5. 1917.
451 ATUG, Rektoratsakte 702 ex 1917, Schreiben des Statthalterei-Präsidiums vom 9. 8. 1917
und Rektoratsakte 1009 ex 1917, Schreiben des Statthalterei-Präsidiums vom 21. 10. 1917.
452 Neues Wiener Tagblatt, Extra-Ausgabe, Nr. 310/1917, 11. 11., S. 1, Neuigkeits-Weltblatt,
Nr. 293/1917, 13. 11., S. 1 und ATUG, Rektoratsakte 1096 ex 1917, Schreiben des
Statthalterei-Präsidiums vom 12. 11. 1917.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918