Seite - 263 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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Ganz genaue Zahlen liegen auch über die gefallenen Steirer während des Ers-
ten Weltkrieges in ihrer Gesamtheit nicht vor. Lediglich der steirische Histori-
ker Hans Pirchegger führte in seiner dreibändigen Geschichte der Steiermark
in den 1930er-Jahren aus, die Opfer des Krieges, es mögen etwa 20.000 ge-
wesen sein, hätten vor allem dem Bauernstand angehört. Diesen Angaben
zufolge wäre etwa einer von 70 Steirern, also 1,5% der Bevölkerung, an di-
rekten Kriegsfolgen, also durch das Kampfgeschehen oder an den Folgen
von Verwundungen und Erkrankungen, gefallen und verstorben.475 Die Zahl
der gefallenen Technikstudenten war also in jedem Fall mehr als überdurch-
schnittlich hoch, was einerseits durch jugendliches, zum Teil wohl auch ideolo-
gisch untermauertes Draufgängertum zu erklären ist, andererseits durch die
Tatsache, dass die meisten der Gefallenen niedrige bis mittlere Offiziersränge
bekleideten und damit in den Kampfhandlungen direkt an der Spitze ihrer Ein-
heiten, seien es Züge oder Kompanien gewesen, standen. Über die Zahl der
verwundeten und dauerhaft invalid gebliebenen Soldaten unter den Grazer
Technikstudenten schweigen die Quellen überdies beharrlich.
Eine Gedenktafel für die gefallenen Studierenden der Technischen Hochschu-
le während des Ersten Weltkrieges zu errichten war also bereits während der
Kriegsjahre ein wichtiges Anliegen des Professorenkollegiums gewesen. Nach
Kriegsende hatte dieses Kollegium aber offensichtlich andere Sorgen und
Schwerpunkte seines Wirkens zu bewältigen. Erst am 4. Februar 1924 wandte
sich das Rektorat der Technischen Hochschule im Namen des inzwischen ge-
gründeten Denkmalausschusses an die Steiermärkische Landesregierung und
ersuchte diese, beim Bundesministerium für Unterricht die Gewährung einer
Beihilfe von 500.000 Kronen zu erwirken. Diese Summe - es herrschte gera-
de die Endphase der Nachkriegsinflation - sollte verwendet werden, um einen
Entwurfswettbewerb zu dotieren. Der Wettbewerb für eine Gedächtnistafel
im Hauptstiegenhaus der Technischen Hochschule sollte unter den Architek-
turschülern der Technischen Hochschule ausgeschrieben und mit Buchprei-
475 Martin MOLL: Die Steiermark im Ersten Weltkrieg. Der Kampf im Hinterland ums Überleben
1914 - 1918 (= Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark Band 43),
Graz 1914, S. 174.
Fachschule Anzahl Prozent der Gefallenen Gesamtanteil 1913/1914 an der TH Graz
Bauingenieurschule 31 44,28% 41,2%
Hochbauschule 2 2,86% 9,1%
Maschinenbauschule 26 37,14% 37,3%
Chemisch-techn. Schule 4 5,71% 7,9%
Geodätischer Kurs 2 2,86%
Unklar 5 7,15%
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918