Seite - 294 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
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294 Bereits am 28. Juli 1914 erging vom Minister für Kultus und Unterricht ein Aufruf
an jene Hochschüler, die nicht an den kriegerischen Operationen teilnehmen,
sich für Hilfsdienste in der freiwilligen Krankenpflege, der öffentlichen Verwal-
tung oder im Bereich der sozialen Hilfsarbeit zur Verfügung zu stellen, wobei
unter anderem die Ausbildung zu Hilfskrankenpflegern in eigenen Kursen an-
geboten wurde. Geplant waren solche Kurse im alten Krankenhaus (LKH) beim
Paulustor sowie bei den Barmherzigen Brüdern durch die Ärzte Dr. Mahnert, Dr.
Hertle und Dr. Luksch. Hörer der Technischen Hochschule konnten sich auch
zur Hilfeleistung im technisch-administrativen Spitalsdienst melden.563
Beinahe zur selben Zeit entstand in Graz ein „Studentischer Ausschuß für
Hilfeleistungen in der Kriegszeit“, der am 1. August 1914 mit Zustimmung der
beiden Grazer Rektoren alle Studierenden dazu aufrief, freiwillige Hilfe in der
Kriegszeit zu leisten. Gleichzeitig gab dieser Ausschuss auch Auskünfte in
der Frage der Militärdienstleistung, wobei Auskünfte ab dem 3. August täg-
lich von 11 bis 12 Uhr im allgemeinen Hörsaal des naturwissenschaftlichen
Institutsgebäudes der Karl-Franzens-Universität erteilt wurden. Im Aufruf des
Ausschusses, veröffentlicht im Grazer Tagblatt, hieß es auch: Spitäler, Ämter,
Hilfsvereine, die studentische Unterstützung wünschen, wollen sich gleich-
falls an den Ausschuß wenden, der die Vermittlung übernimmt. Für den Aus-
schuss zeichneten die Juristen Felix Kronabetter und Heinz Suppan sowie Ing.
Rudolf Polheim.564
Nicht überliefert ist, ob und wie viele Studierende sich zu diesen Hilfsdiensten
meldeten. Viele dürften es, zumindest unter den Technikern, nicht gewesen
sein, zumal die meisten relativ rasch zu den Waffen gerufen wurden. Von einem
aber ist es sicher überliefert. Ganz besonders geehrt wurde mit allerhöchs-
tem Handschreiben vom 21. August 1916 nämlich der Hörer Otto Leyfert, der
in Anerkennung besonders aufopferungsvoller Leistungen im Sanitätshilfs-
dienste im Kriege das Goldene Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeitsme-
daille allergnädigst verliehen bekam. Davon verständigte das Präsidium der
Statthalterei in Graz am 7. September 1916 auch das Rektorat.565
Otto Leyfert hatte am 21. Mai 1888 in Graz das Licht der Welt erblickt und
war seit 1907 Hörer der Maschinenbauschule gewesen.566 Leyferts Spuren
verlieren sich nach dieser Auszeichnung übrigens, sein Studium an der Techni-
schen Hochschule hat er jedenfalls nicht beendet.
Bereits Mitte August 1914 wurde auch versucht, eine akademische Riege
der Grazer Feuerwehr zu organisieren, wozu Branddirektor Theophil Qurin,
durch Studium und Lehre selbst der Technischen Hochschule in Graz verbun-
den, für den 17. August zu einer ersten Besprechung in die Hauptfeuerwache
am Lendplatz einlud.567 Die Resonanz auf diesen Aufruf dürfe eine äußerst be-
Studenten in Hilfsdiensten
563 ATUG, Rektoratsakte 1173 ex 1914, Schreiben des Statthalterei-Präsidiums vom 11. 8. 1914.
564 Grazer Tagblatt, Nr. 193/1914, 1. 8., S. 2.
565 ATUG, Rektoratsakte 777 ex 1916, Schreiben des Statthalterei-Präsidiums vom 7. 9. 1916.
566 ATUG, Studienblatt Otto Leyfert.
567 Grazer Tagblatt, Nr. 208/1914, 16. 8., S. 4.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918