Seite - 305 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
Bild der Seite - 305 -
Text der Seite - 305 -
305
die eine Technische Hochschule absolviert und beide Staatsprüfungen abge-
legt hatten.586 Dem Verein war also an einer Ausdehnung des Ingenieurbe-
griffs auf alle Absolventen einer technischen Studienrichtung gelegen.
Der Grazer Polytechnische Klub wiederum befasste sich unter Obmann
Ing. Heinrich Ender in seiner ersten Wochenversammlung des Jahres 1910 mit
dieser Thematik und verfasste in der Folge eine Eingabe an den Grazer Ge-
meinderat, in der mit Bezug auf die Beschlüsse des V. österreichischen Inge-
nieur- und Architektentages ersucht wurde, hinkünftig den Titel „Ingenieur“
nur jenen städtischen Beamten zu verleihen, die tatsächlich eine Technische
Hochschule und beide Staatsprüfungen absolviert hatten. Gleichzeitig wurde
die Stadt Graz darum ersucht, die den Ingenieuren des Stadtbauamtes Graz
zukommenden Titel völlig von der Standesbezeichnung Ingenieur zu trennen.
Dies wiederum veranlasste den Grazer städtischen Amtsdirektor Spohn am
9. März 1910, beim Rektorat der Technischen Hochschule Graz nach den dort
üblichen Gepflogenheiten anzufragen. Dies geschah mit den Worten:
Man beehrt sich nun mit dem Ersuchen, anher mitteilen zu wollen, ob und
wenn ja, auf Grund welcher rechtlichen Bestimmungen den Absolventen der
dortigen k. k. technischen Hochschule nach Ablegung beider Staatsprüfungen
der Ingenieurtitel zukommt, ob derartige Absolventen also den Anspruch auf
diesen Titel erheben können und ob ihnen derselbe irgendwie als alleinige und
ausschliessliche Standesbezeichnung gesetzlich geschützt ist.
In der Antwort an der Grazer Gemeinderat führte das Rektorat unter an-
derem aus, dass die Absolventen der Technischen Hochschule schon seit
vielen Jahren den Schutz des Ingenieurtitels als ausschließliche Standesbe-
zeichnung für sich anstreben, und daß die Frage der Berechtigung zu Führung
dieses Titels bereits im Abgeordnetenhaus des Reichsrates in Verhandlung ge-
standen ist, aber auch daß bis jetzt gesetzliche Bestimmungen für die Einfüh-
rung dieses Titels noch nicht erflossen sind. Das Streben der Absolventen der
Hochschule auf ausschließliche Zuerkennung des Titels erscheine aber jeder
Unterstützung wert.587
Wie die anderen Technischen Hochschulen der österreichischen Reichshälfte
beschäftigte diese Thematik auch die Technische Hochschule in Graz wäh-
rend der folgenden Jahre ständig.
Im Juni 1916 sandte der Österreichische Ingenieur- und Architektenverein
eine Denkschrift über den Rechtsschutz der Bezeichnung „Ingenieur“ an alle
relevanten Hochschulen der österreichischen Reichshälfte. Gleichzeitig wur-
den diese ersucht, die Bestrebungen des Vereins beim k. k. Ministerium für
Kultus und Unterricht sowie beim 1908 neu gegründeten k. k. Ministerium
für öffentliche Arbeiten durch eine besondere Eingabe zu fördern. In der Zwi-
586 Grazer Tagblatt, Nr. 41/1908, 11. 2., S. 6.
587 ATUG, Rektoratsakte 295 ex 1910, Schreiben vom 9. 3. 1910 und vom 15. 3. 1910.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918