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Wie an allen Technischen Hochschulen war man auch in Graz über diesen
Schritt hoch erfreut, der Österreichische Ingenieur- und Architektenverein ju-
belte, und Dankesadressen wurden ausgetauscht. Auch die Presse berichtete
ausführlich über das Ereignis.595 Österreich war im Übrigen der erste Staat, der
den Ingenieurtitel auch gesetzlich geschützt hatte.
Im Deutschen Reich hatte man den Frauen bereits vor dem Ersten Welt-
krieg gestattet, an Technischen Hochschulen zu studieren. Im Studienjahr
1916/1916 studierten in der Folge an den elf deutschen Technischen Hoch-
schulen insgesamt 116 Frauen.596 Diese Entwicklung im Nachbarland führte
natürlich auch in Österreich zu einer entsprechenden Auseinandersetzung mit
dieser Thematik, die durch die Kriegsereignisse zusätzlich Auftrieb und neue
Dynamik erhielt.
Am 26. und 27. Oktober 1917 fand in Wien eine zwanglose Beratung des
Ausschusses der Konferenz der technischen Rektoren statt, auf der neben
mehreren Punkten, die die Standesfragen der Ingenieure und Techniker betra-
fen, auch die Frage des Frauenstudiums weiter beraten wurde. Dazu hieß es im
abschließenden Bericht:
In der Frage des Frauenstudiums an technischen Hochschulen, welche durch
die jüngst erfolgte Entscheidung des Unterrichts-Ministeriums zunächst im
ablehnenden Sinne erledigt ist, sollen die bezüglichen Verhältnisse von den
einzelnen Hochschulen nochmals betraten werde. Da einzelne Fachschulen
für, andere gegen das Frauenstudium sind, und einzelne Hochschulen nur mit
knapper Mehrheit ablehnende Beschlüsse gefaßt haben, so wäre auch eine
Beschränkung des Frauenstudiums auf einzelnen Fachschulen zu erwägen,
um zu möglichst einhelligen Beschlüssen zu erlangen.
Die bezüglichen Beschlüsse wollen an den Ausschuß übermittelt werden,
der die Frage dann weiter beraten wird.597
Grundsätzlich darf aber mit Stolz festgehalten werden, dass sich das Pro-
fessorenkollegium der Technischen Hochschule in Graz bereits 1917 mit über-
wältigender Mehrheit für die Zulassung des Frauenstudiums an den Techni-
schen Hochschulen aussprach, auch wenn dieses erst mittels Erlasses den
neuen Unterrichtsministers Otto Glöckl im April 1919 seinen Beginn nahm. Der Kampf um
das Frauenstudium
595 ATUG, Rektoratsakte 250 ex 1917, diverse Schriftstücke.
596 Grazer Mittagszeitung, Nr. 136/1916, 7. 6., S. 4.
597 ATUG, Rektoratsakte 109 ex 1917, Bericht vom 27. 10. 1917.
„ In diesen schweren Tagen“
Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Titel
- „ In diesen schweren Tagen“
- Untertitel
- Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg
- Autor
- Bernhard Reismann
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-627-7
- Abmessungen
- 20.0 x 25.0 cm
- Seiten
- 334
- Schlagwörter
- Forschungseinrichtung, Universität, Bildung, Krieg, Forschung, TU Graz
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918