Seite - 322 - in „ In diesen schweren Tagen“ - Die Technische Hochschule Graz im Ersten Weltkrieg

322 Selbstverwaltung und bedachte sich selbst bald mit der Bezeichnung „Kam- mer“, die doch sehr offiziell anmutete. Rasch war die Grazer Deutsche Studen- tenschaft organisatorisch dermaßen stark, dass sie in zahlreichen Bereichen mächtiger war als die heutige Österreichische Hochschülerschaft.620 Bereits am 14. November 1918 erließ sie einen Aufruf an die Kommilitonen, in dem sie es als Ehrenpflicht jedes deutschgesinnten Akademikers betrachtete, die freiwillig übernommenen Pflichten restlos zu erfüllen. Zunächst aber engagierte sich die Deutsche Studentenschaft im Bereich der zu errichtenden gemeinsamen „mensa academica“ der Grazer Hochschulen, im Bereich des Sicherheitsdienstes und in verschiedenen akademischen Fra- gen. Politisch wurde sie zum einem ersten wichtigen Sammelbecken und zu einem ersten bedeutenden Übungs- und Profilierungsfeld für jene rechtsge- richteten Studierenden, sie später zu einem guten Teil Führungspositionen im Steirischen Heimatschutz und noch später in der steirischen NSDAP überneh- men sollten. Grundgelegt waren all diese Entwicklungen natürlich auch in den Fronterfahrungen der Studierenden und in den Ereignissen der letzten Tage des Ersten Weltkrieges. Abb.: Aufruf der Grazer Deutschen Studentenschaft vom 14. November 1918 (ATUG). 620 Hans-Peter WEINGAND und Werner WINKLER: Diese Welt muss unser sein. Die sozialistischen Studierenden in Graz 1919 - 1991, Graz 1992, S. 22 ff.