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VIII
Anhand der Geschichte des Grenzgebiets zwischen Österreich und Italien
erschließt sich die gemeinsame Geschichte beider Länder im 20. Jahrhundert:
In den ersten Jahren nach dem Ende des Ersten Weltkriegs standen auf der
einen Seite die schwachen liberalen Regierungen Italiens, welche die neue
Provinz verwalteten, auf der anderen Seite das kleine Österreich, das aus den
Trümmern des Krieges entstanden war, ohne dass seine Bürger an den neuen
Staat glaubten. Hinzu kam die dann vom faschistischen Regime geförderte
Italianisierungspolitik, das später ein privilegiertes Verhältnis mit dem Aust-
rofaschismus aufbaute. Es folgten der Krieg und die Erfahrung des National-
sozialismus, dann der schwierige Wiederaufbau nach dem Krieg, das Gruber-
De Gasperi-Abkommen sowie die durch den Staatsvertrag 1955 wieder-
erlangte vollkommene Souveränität Österreichs, die auch einen Einschnitt in
der Südtirolfrage markiert. Lange Verhandlungen und ein Wechselspiel aus
verhärteten Fronten und Annährungsversuchen führten zum zweiten Auto-
nomiestatut von 1972 und – im Zeichen der neuen Qualität der bilateralen
Beziehungen – zum ersten Besuch eines österreichischen Staatsoberhaupts
in der italienischen Hauptstadt. 1992 erfolgte die Streitbeilegungserklärung
Österreichs vor den Vereinten Nationen und die Unterstützung Italiens für
den EU-Beitritt Österreichs. Die Zusammenarbeit der letzten Jahrzehnte war
durch eine neue Qualität der bilateralen und internationalen Kooperation
sowie auf regionaler Ebene durch die Gründung der Europaregion Tirol⁻Süd-
tirol-Trentino gekennzeichnet.
Die Veröffentlichung der Beiträge der beiden geschichtswissenschaft-
lichen Tagungen in Rom und Bari ist eine Chance, den historiographischen
Dialog zwischen Rom und Wien ausgehend vom aktuellen Forschungsstand
wiederaufzunehmen und bietet einen Ansatz für neue Forschungsprojekte
und Problemstellungen. Ein herzlicher Dank gilt allen Mitwirkenden, die zur
Organisation der beiden Tagungen beigetragen haben, und allen voran den
Autorinnen und Autoren der in diesem Buch präsentierten Beiträge sowie
der Übersetzerin Annamaria Celeste, die, unterstützt von Melanie Panettieri
und Jana Beck, die schwierige Aufgabe übernommen hat, die italienischen
Beiträge ins Deutsche zu übertragen.
Andrea Di Michele, Andreas Gottsmann, Luciano Monzali, Karlo Ruzicic-Kessler
Die schwierige Versöhnung
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
- Titel
- Die schwierige Versöhnung
- Untertitel
- Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
- Autoren
- Andrea Di Michele
- Andreas Gottsmann
- Luciano Monzali
- Herausgeber
- Karlo Ruzicic-Kessler
- Verlag
- Bozen-Bolzano University Press
- Ort
- Bozen
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-88-6046-173-5
- Abmessungen
- 16.0 x 23.0 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- 20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918