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Geschichte
Nach 1918
Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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14 Andrea Di Michele schen Habsburgerreiches. So wurde die äußerst komplexe Geschichte der unter österreichischer Herrschaft stehenden italienischen Gebiete lediglich als ein ewiger Kampf im Zeichen der Nationalitäten gesehen. Ab den Achtzigerjahren verbreiteten sich jedoch neue Geschichtsdeu- tungen, die den Fokus vom Thema der Nationalstaatsbildung auf weiterrei- chende Aspekte verlegten. Es galt nicht so sehr politische Themen, sondern hingegen strukturelle, administrative und legislative Gesichtspunkte auszu- loten. Dank dieser neuen und vielfältigen Erklärungsversuche sah man das Habsburgerreich und dessen Geschichte endlich nicht mehr durch die Bril- le der nationalen Auseinandersetzungen: Im Mittelpunkt standen nun auch positive Aspekte, wie die Hinterlassenschaft, die Kontinuität und das Erbe des Habsburgerreichs. Die Metternich’sche wurde durch die maria-theresia- nische Betrachtungsweise ersetzt: Wirtschaftliche und kulturelle Entwick- lungen, aufgeklärter Reformismus und gute Verwaltung kam nun ein grö- ßerer Stellenwert zu. Durch die Schwerpunktverlagerung von der Bildung des Nationalstaates auf das viel komplexere und zukunftsorientierte Thema des Wandels aus sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Sicht, ist die His- toriografie der unter dem Habsburgerreich stehenden italienischsprachigen Gebiete mehr als nur eine des Risorgimento geworden. In dieser Hinsicht änderte sich auch die Wahrnehmung der österreichischen Politik, die nicht mehr nur als repressiv galt. Österreich habe nämlich auch die Grundlagen für ein ausgeklügeltes administratives und wirtschaftliches System gelegt. In dieser Hinsicht kann behauptet werden, die Geschichtswissenschaft sei der Literatur und der Literaturgeschichte gefolgt, da vor allem die bahnbrechen- de Arbeit von Claudio Magris über den Habsburgermythos ab den Sechziger- jahren neue Anknüpfungspunkte bot36. Die Habsburgergeschichte wird nicht nur in der historischen Wissen- schaft neu bewertet, sondern auch in anderen Bereichen, vor allem in der Politik und der öffentlichen Kommunikation. Von Trient bis Triest sind der Mythos von Italia Felix unter österreichischer Herrschaft und die unkriti- sche Nostalgie nach einer idealisierten und oft allzu wenig bekannten Ver- gangenheit in der Geschichte tief verwurzelt. Diese Geschichte, die gänzlich 36 Claudio Magris, Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur (Salz- burg 1966); Angelo Ara, Claudio Magris, Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa (München 1987); Claudio Magris, Donau. Biographie eines Flusses (München 1988).
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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