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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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22 Francesco Caccamo ins Auge und arbeitete daher innerhalb weniger Wochen ein beachtliches, noch erweiterbares Forderungspaket aus. In seinem letzten Vorhaben war nicht nur von Triest und Trient die Rede, sondern auch von Südtirol und von, mindestens, ganz Istrien und einigen Inseln in Dalmatien. Eigenartigerweise hielt es San Giuliano für möglich, den Kriegseintritt Italiens an der Seite der Entente auf einen späteren Zeitpunkt aufzuschieben, wenn der Konflikt be- reits fortgeschritten sein würde oder sogar kurz bevor das Habsburgerreich nach der Landung der Entente-Flotte in der Adria oder nach dem Vormarsch der Armeen aus den kleinen und mittleren Balkanmächten entlang des Ost- ufers zusammenbrechen würde. Das war also die bereits damals von vie- len Zeitgenossen definierte testamentarische Hypothese, wonach Italien in den Krieg ziehen würde, weniger um die Entente zu unterstützen als vielmehr um zu verhindern, dass andere von der Auflösung Österreich-Ungarns an seiner Stelle profitieren konnten2. In diesem Beitrag wird nicht auf die einzelnen Etappen bis zum Kriegseintritt Italiens eingegangen. Vielmehr soll besonderes Augenmerk auf die Tatsache gelegt werden, dass die italienische Führungsschicht seit der Julikrise mit der bevorstehenden Auflösung des Habsburgerreiches rechnen musste. San Giuliano, der als einer der einflussreichsten Vertreter dieser Füh- rungsschicht galt, strebte das nicht an. Durch undurchsichtige, teilweise ma- chiavellistische Argumentationen und vermutlich aufgrund seines sich ver- schlechternden Gesundheitszustands war der Außenminister eher bemüht, Italien auf den eventuellen Zerfall des Habsburgerreiches vorzubereiten und einen Weg zu finden, Italien danach eine angemessene Position zu sichern. So wurde diese Politik auch nach seinem Tod, Ende Oktober 1914, fortgesetzt. Ähnlich war die Einstellung des Generalsekretärs des Außenministeriums, Giacomo De Martino, wie aus seinen ausführlichen Berichten, die er zwi- schen 1914 und 1915 rund um das Dilemma „Neutralität oder Eingriff“ ver- fasste, hervorgeht. Obwohl er für den Einsatz an der Seite der Entente plädier- te, blieb der hohe Beamte der Consulta davon überzeugt, dass man in erster Linie vermeiden sollte, dass sich Italien am Ende des Krieges auf der Seite 2 Siehe dazu die Interpretationen von Ferraioli, Politica e diplomazia in Italia, und Francesco Caccamo, Il Montenegro negli anni della prima guerra mondiale (Roma 2008) so- wie Ders., Italy, the Adriatic and the Balkans. From the Great War to the Peace Conference, in: Italy in the Era of the Great War, hrsg. von Vanda Wilcox (Leiden 2018) 122–144.
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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