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Die schwierige Versöhnung - Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
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30 Francesco Caccamo Diese Meinung teilten die Verfechter der Nationalitätenpolitik allerdings nicht. Anders als Sonnino zeigten sich Albertini und seine Mitarbeiter näm- lich weniger besorgt über die Schwierigkeiten, die sich aus der Zersplitte- rung Mittel- und Osteuropas hätten ergeben hätten können beziehungsweise hielten sie fest, diese könne man durch eine Zusammenarbeit mit den neuen Nachfolgestaaten und in erster Linie mit Jugoslawien bewältigen. In den letz- ten Kriegsmonaten äußerten sie vielmehr Bedenken darüber, dass aus den Trümmern des österreichisch-ungarischen Reiches wieder ein mitteleuro- päisches Gebilde entstehen könnte, die sogenannte „Donauföderation“, die wichtige Teile des Habsburgerreiches eingliedern und die durch den Krieg von Italien erlangten Errungenschaften infrage stellen würde. Geschürt wur- den diese Sorgen durch die Maßnahmen der französischen Diplomatie, die sogar bereit zu sein schien, eine Verbindung zwischen Österreich und seinen Herrschaftsgebieten im Donauraum beizubehalten, um die Gefahr abzuwen- den, dass Deutschland infolge eines „Anschlusses“ an Macht gewinne. Im Sinne dieser völlig gegensätzlichen Perspektive plädierte daher der „Corriere della Sera“ für eine deutsch-österreichische Einigung. So schrieb Albertini kurz vor Kriegsende: Hinsichtlich Gerechtigkeit und Nutzen ist die Abneigung der Franzosen ge- gen einen Anschluss des deutschen Österreichs an Deutschland absurd. Sollte die Republik Österreich eines Tages auf die eine oder andere Weise wiederher- gestellt werden, wird die deutsche Einflussnahme sowieso immer zu Lasten Italiens stark sein.13 Ich glaube, man kann das Recht der österreichischen Sonnino sei zwar dumm aber kein Verräter; heute gilt eine austrophile Politik in Italien als ein Verrat gegenüber Italien; è cretino sì; ma non è traditore; e oggi una politica austrofila in Italia è un tradimento per l’Italia (Übers. d. Verf.). Salvemini an Berenson, 26. Oktober 1918, in: Salvemi- ni, Carteggio, VII 428–432 (doc. 418). 13 Albertini an Emanuel, 30. Oktober 1918, in: Albertini, Epistolario II 903 f. (doc. 903); siehe auch den Bericht von Borgese, um den 20. Dezember 1918, Ebd., III 1129–1132 (doc. 903). Um Missverständnisse zu vermeiden, sei gesagt, dass Albertini mit seiner Meinung über den Anschluss nicht alleine stand, andere hochkarätige Persönlichkeiten der italienischen Führungsschicht vertraten die gleichen Ideen. So behauptete Malagodi im Gespräch mit Sa- landra: Die Erweiterung Deutschlands durch die Einverleibung der sich in Österreich befindlichen deutschen Provinzen scheint mir, eher Frankreich zu betreffen. Daher können wir diese Angelege- heit den Franzosen überlassen (Übers. d. Verf.). Der ehemalige Ministerpräsident erklärte sich daher vollkommen damit einverstanden. Siehe dazu Malagodi, Conversazioni della guerra II 381.
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Die schwierige Versöhnung Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Titel
Die schwierige Versöhnung
Untertitel
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
Autoren
Andrea Di Michele
Andreas Gottsmann
Luciano Monzali
Herausgeber
Karlo Ruzicic-Kessler
Verlag
Bozen-Bolzano University Press
Ort
Bozen
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-88-6046-173-5
Abmessungen
16.0 x 23.0 cm
Seiten
616
Schlagwörter
20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
Kategorien
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