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Maddalena Guiotto
tridentinischen und triestinischen Literaten in der Zeit der Romantik zwi-
schen der italienischen und der deutschen Literatur vermittelt haben; dass zu
unserem Volkssplitter Borsieri, Prati, Rosmini, Dal Pozzo, Barbacovi, Marti-
ni und viele andere bekannte Namen gehören.2
Die journalistische und politische Tätigkeit des jungen De Gasperi war im
Übrigen stark davon geprägt, dass er sich als Mittelsmann zwischen der ita-
lienischen und der deutschsprachigen Welt sah.
Als er im Herbst 1900 an der Universität Wien inskribierte, wusste er
bereits von den Unruhen, die die katholische Bewegung des Trentino zwi-
schen dem 19. und 20. Jahrhundert erschütterten. Diese Bewegung war jahre-
lang von einer konservativen Leitlinie geprägt gewesen und im letzten Jahr-
zehnt des 19. Jahrhunderts in einen Konflikt mit den Modernisierungspro-
zessen der lokalen Wirtschaft geraten3. Im Unterschied zu den italienischen
katholischen Bewegungen entstand jene im Trentino nicht in Opposition
zum Staat. Und ohne die Problematik der Römischen Frage konnten sich die
Katholiken des Trentino leichter auf der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen
und politischen Ebene bewegen4.
Die spezifischen lokalen Veränderungen in der katholischen Welt des
Trentino Ende des 19. Jahrhunderts standen im Zusammenhang mit einer
weitreichenden europäischen Umbruchsituation bezüglich der politischen
Präsenz der Katholiken in der Gesellschaft. Diese Veränderungen, in denen
sich auch die Enzyklika „Rerum Novarum“ von Leo XIII. aus dem Jahr 1891
einfügte, veranlassten die Katholiken nach geeigneteren Organisations- und
Politikinstrumenten zu suchen, um sich in einer sich wandelnden Gesell-
2 Rede, die De Gasperi im Rahmen der Debatte zur italienischen Rechtsfakultät am
25. Oktober 1911 hielt, in: Stenographische Protokolle über die Sitzungen des Hauses der
Abgeordneten des österreichischen Reichsrates, Wien 1861–1918 (im Folgenden StPAH), XXI.
Session, 20. Sitzung 1171–1173; nun auch in: Alcide De Gasperi, Scritti e discorsi politici,
Bd. I/2: Alcide De Gasperi nel Trentino asburgico, hrsg. von Elena Tonezzer, Mariapia Biga-
ran, Maddalena Guiotto (Bologna 2006) 1888–1899, hier: 1891, 1897.
3 Zur katholischen Bewegung des Trentino siehe: Gianfranco Betta, Il movimento cat-
tolico trentino fra ’800 e ’900. Organizzazione e ideologia, in: Materiali di lavoro 9–10 (1980)
1–143; Severino Vareschi, Il movimento cattolico trentino tra Ottocento e Novecento, in: L’età
contemporanea 1803–1918 (= Storia del Trentino, Bd. V), hrsg. von Maria Garbari, Andrea
Leonardi (Bologna 2003) 817–838.
4 Gabriele De Rosa, Prefazione, in: Alcide De Gasperi, I cattolici trentini sotto l’Austria.
Antologia degli scritti dal 1902 al 1915 con i discorsi al Parlamento austriaco, Bd. I (Rom 1964)
XIII–XV.
Die schwierige Versöhnung
Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
- Titel
- Die schwierige Versöhnung
- Untertitel
- Italien, Österreich und Südtirol im 20. Jahrhundert
- Autoren
- Andrea Di Michele
- Andreas Gottsmann
- Luciano Monzali
- Herausgeber
- Karlo Ruzicic-Kessler
- Verlag
- Bozen-Bolzano University Press
- Ort
- Bozen
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-88-6046-173-5
- Abmessungen
- 16.0 x 23.0 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- 20. Jahrhundert, Österreich, Südtirol, Italien, Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918